Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 26. Mai 2022 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.5. - 2.6. 2022)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche (und weitere Filmclubs in den kommenden Wochen) die italienische Rentnerkomödie „Cittadini del mondo – In der Ferne liegt das Glück“. Am Spielboden Dornbirn steht dagegen mit „Cow“ Andrea Arnolds herausragender Dokumentarfilm über das Leben einer Kuh auf dem Programm.

Cittadini del mondo – In der Ferne liegt das Glück: Drei römische Rentner wollen wegen der hohen Lebenskosten aus Italien auswandern. Doch wohin sollen sie ziehen?
Nach „Pranzo di Ferragosto“ (2008), „Gianni e le donne“ (2011) und „Buoni a nulla“ (2014) legt Gianni di Gregorio mit „Cittadini del mondo“ eine weitere sanfte und warmherzige Rentnerkomödie vor, in die er spürbar viel von seinen eigenen Erfahrungen und seiner Persönlichkeit einfließen lässt.
Wieder führt der 73-Jährige so nicht nur Regie und zeichnet zusammen mit Marco Pettenello für das Drehbuch, das nach Di Gregorios eigener Erzählung „Poracciamente vivere“ entstand, verantwortlich, sondern spielt auch selbst den Professor. Bestens unterstützt wird er dabei von Giorgio Colangeli und Ennio Fantastichini, der kurz nach den Dreharbeiten ganz unerwartet im Alter von 63 Jahren verstarb und dem „Cittadini del mondo“ gewidmet ist. Mit sichtlichem Vergnügen und viel Feingefühl verkörpern sie diese drei Rentner und vermitteln großartig deren Befindlichkeit.
Von den Gesprächen dieses Trios und kleinen Szenen lebt der Film. Wie die Protagonisten in ihrem entspannten Alltag die Tage vorüberziehen lassen, mäandert auch diese Komödie ruhig dahin und schlägt immer wieder Haken. Aber nicht nur der warmherzige Blick und die Menschenfreundlichkeit nehmen für diesen kleinen, aber stimmigen Film ein. Beglückend ist auch, wie die Kamera von Gogò Bianchi das römische Viertel Trastevere einfängt, das mit seinen engen Gassen, Bars und Innenhöfen mit Brunnen, sofern keine Touristenströme durchziehen, immer noch sehr dörflich und idyllisch wirkt.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 27.5. – Mo 30.5.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 9.6., 20 Uhr
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn:
Mi 22.6., 18 Uhr + Do 23.6., 19.30 Uhr

Cow: Über 90 Minuten sieht man in Andrea Arnolds Dokumentarfilm fast ausschließlich die Kuh Luma. Menschen bekommt man höchstens ansatzweise zu Gesicht, dafür ist Arnold so nah an Luma dran, dass diese manchmal auch gegen die Kamera kracht. Und immer wieder fokussiert die Britin auf dem Auge ihrer Protagonistin.
Traurig wirkt dieser Blick und verwundern kann dies nicht, denn die 90 Minuten des Films verdichten sich zu einer einzigen Leidensgeschichte. Auf jeden verbalen Kommentar kann Arnold dabei getrost verzichten, sie beschränkt sich darauf zu zeigen und verwendet als Soundtrack die Popsongs, die in einem Radio im Stall laufen.
Von der Geburt eines Kalbes, das dem Muttertier sofort entzogen und mit der Flasche statt mit Muttermilch aufgezogen wird, bis zur kühlen Schlachtung spannt sich der Bogen. Dazwischen wird diese Kuh mit ihrem unnatürlich großen Euter, das das Gehen schwer beeinträchtigt, an die Melkmaschine angeschlossen und in die Box mit Futtertrog gesperrt, während beim Ausbrennen der ersten Hornansätze des Kalbes sichtbar wird, dass dieser Leidensweg schon unmittelbar nach der Geburt beginnt. In Kontrast zu dieser Zurichtung des Tieres stehen wenige Szenen auf den Wiesen, in denen man spürt, wie die Kühe den Biss ins grüne Gras und den weiten Auslauf genießen.
Radikal ist „Cow“ in der Fokussierung auf der Kuh und wirft in diesem insistierenden Blick auf den Umgang mit dem Tier Fragen nach Menschlichkeit und dem Umgang mit anderen Lebewesen auf, die diesen Film nachwirken lassen.
Spielboden Dornbirn: Mi 1.6., 19.30 Uhr

 

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