Christian Petzolds federleichter Beziehungsfilm "Roter Himmel" derzeit in den Kinos (Foto: Piffl Medien)
Walter Gasperi · 25. Dez 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.12. 2011 - 1.1. 2012)

Mit „Die anonymen Romantiker“ zeigt das TaSKino Feldkirch diese Woche eine bittersüße Komödie. Rauere Töne schlägt dagen John Michael McDonagh an, dessen pechschwarzer, aber höchst unterhaltsamer Mix aus Krimi, Komödie und Buddie-Movie „The Guard“ auf dem Programm des TaKino Schaan und des Filmforum Bregenz steht.

Les émotifs anonymes - Die anonymen Romantiker: Als Chocolatière ist Angélique kaum zu übertreffen, doch mit Menschen umgehen, ihnen näher kommen, kann sie nicht. Hochsensibel ist diese junge Frau und fällt bei der kleinsten Aufregung in Ohnmacht. Während sie ihr Problem mit dem Besuch einer Selbsthilfegruppe in den Griff zu kommen versucht, zieht der Schokoladeproduzent Jean-Réne Sitzungen beim Psychiater vor.
Dass die beiden wie für einander geschaffen sind, spürt man schon beim  Vorstellungsgespräch Angéliques, doch in ihrer Unsicherheit und Schüchternheit verstören sie den jeweils anderen mehr als ihm wirklich näher zu kommen. Außer Frage steht freilich, dass am Ende sich doch alles glücklich fügen wird.
„Die Bitterkeit ist das wichtigste bei Schokolade“ erklärt Angélique einmal Jean-Réne. Daran hat sich wohl auch Jean-Pierre Ameris bei seinem fünften Spielfilm orientiert. Wie gute Schokolade zergeht einem diese federleichte Komödie auf der Zunge, gleitet wunderbar rund dahin, ist hochromantisch, aber nie sentimental. Lachen kann man über das Duo und fühlt doch immer mit diesen Hochsensiblen, denn ihre Verzagtheit und Ängstlichkeit ist nachvollziehbar und geht einem nahe.
Das liegt freilich auch an den beiden Hauptdarstellern. Zuzusehen, wie Isabelle Carré und Benoît Poelvoorde die beziehungsunfähigen Schokoladefans spielen, er den etwas tollpatschigen etwas älteren Fabrikanten mit hoher Stirn, sie mit großen Augen die jüngere und alles über sich ergehen lassende Chocolatière, bereitet ungetrübtes Vergnügen.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Mo 26.12., 19.30 Uhr; Di 27.12., 21.30 Uhr; Mi 28.12., 19.30 Uhr; Do 29.12., 21.30 Uhr


The Guard: Kein angenehmer Zeitgenosse ist der bullige irische Provinzpolizist Gerry Boyle (Brendan Gleeson). Seinen Partner aus Dublin schikaniert er fortwährend, seine sozialen Kontakte beschränken sich auf Besuche bei Prostituierten und bei einer Dienstbesprechung lässt er in Gegenwart eines afroamerikanischen FBI-Agenten (Don Cheadle) seinem Rassismus freien Lauf. Wird ihm dies vorgeworfen, antwortet er mit Selbstverständlichkeit: „Ich bin Ire – Rassismus gehört zu meiner Kultur.“ Doch ausgerechnet mit diesem Afroamerikaner muss Boyle in einem Mord- und Drogenfall zusammenarbeiten.
Nachdem Martin McDonagh mit „Brügge sehen … und sterben“ vor einigen Jahren ein Sensationserfolg gelang, legt nun sein Bruder John Michael in ähnlichem Stil und gleichem Hauptdarsteller nach. Vor der prächtigen Kulisse der nach außen hin rauen, aber doch beschaulichen irischen Westküste entwickelt McDonagh einen pechschwarzen, herrlich politisch unkorrekten Mix, bei dem er fließend zwischen Komödie Krimi, Buddie-Movie und Charakterstudie wechselt. Vertrauen kann er dabei auch auf seine beiden Hauptdarsteller, die lustvoll aufspielen und wunderbar harmonieren. Der raue Ire und der kultivierte Amerikaner ergeben ein hinreißendes Duo. Don Cheadle spielt auf der einen Seite den FBI-Agenten mit viel Understatement, Brendan Gleeson gelingt es auf der anderen Seite den im Grunde unausstehlichen Polizist so zu verkörpern, dass er einem schließlich doch ans Herz wächst.
Takino Schaan: Mo 26.12. + Di 27.12. – jeweils 20 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 28.12. + Do 29.12. – jeweils 20 Uhr; Fr 30.12., 22 Uhr