Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 25. Apr 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (26.4. - 2.5. 2019)

Im Heerbrugger Kinotheater Madlen läuft diese Woche der Dokumentarfilm „A l'école des philosophes“, in dem Fernand Melgar fünf Kinder mit Behinderung durch ihren Alltag in der Volksschule begleitet. Am Spielboden Dornbirn steht dagegen im Rahmen der Bio-Austria-Filmreihe „Die Tage wie das Jahr“ auf dem Programm, in dem Othmar Schmiderer leise und ruhig die Arbeit eines Waldviertler-Bauernehepaares dokumentiert.

A l'école des philosophes: Fernand Melgar begleitet fünf rund fünfjährige Kinder mit unterschiedlicher Behinderung durch ihren Alltag in einer kleinen Schule, die in der Rue des Philosophes in Yverdon-les-Bains liegt.
Ganz auf den Alltag in der Schule konzentriert sich Melgar, interessiert sich nicht für organisatorische Abläufe, sondern einzig für die Menschen, für die Lernenden, die Lehrenden und die Eltern. Eindrücklich vermittelt er, welche Belastungen und Anstrengungen so ein Kind auch für letztere bedeutet, wenn sie in Gesprächen mit den Betreuerinnen erzählen, dass sie kaum eine Nacht durchschlafen können, Freizeitaktivitäten aufgeben mussten und den Freundeskreis aus den Augen verloren. Aber mehr noch als diese Belastungen spürt man die schier grenzenlose Liebe der Eltern zu diesen Kindern. Bewundernswert ist, mit welcher Behutsamkeit diese begleitende Beobachtung, die sich über ein Schuljahr spannt und mit einem Ferienlager endet, gefilmt ist. Nie scheinen Kinder und Betreuerinnen die Gegenwart der Kamera zu spüren, völlig natürlich agieren sie. Fern ist Melgar jedem Voyeurismus, ist auf Augenhöhe mit seinen Protagonisten und taucht völlig in ihren Alltag ein.
Welch große Entwicklung die Kinder dabei im Laufe dieses Jahres machen, wird dabei besonders am Ende mit der Aufnahme eines neuen Schülers bewusst. Während dieser Junge - wie die anderen Kinder am Beginn - schreit und die Gegenwart des Vaters benötigt, spielen und singen die alten Hasen miteinander, haben gelernt sich zu öffnen und scheinen während der Schulzeit ihre Eltern nicht mehr zu vermissen. – Beglückend ist es, mit „A l'école des philosophes“ Zeuge dieser Entwicklung geworden zu sein.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 29.4., 20.15 Uhr

 

Die Tage wie das Jahr: Othmar Schmiderer begleitet ein Jahr lang das Waldviertler-Bauernehepaar Elfriede und Gottfried Neuwirth durch ihre Arbeit. Wie der Film im verschneiten Winter beginnt, wird er auch zwölf Monate später Ende 2018 mit der gleichen Szene enden. Dazwischen sieht man die Geburt eines Lamms ebenso wie die einer Ziege, begleitet Gottfried Neuwirth immer wieder zu den verschiedenen Jahreszeiten und bei unterschiedlicher Witterung, wenn er mit seinen Schafen und Ziegen durch die Felder zieht, oder schaut Elfriede Neuwirth beim Pflegen und Verpacken des Käses, beim Stricken oder bei der Arbeit im Gemüsegarten zu.
Hektik kommt in dem musik- und kommentarlosen Film, in dem auch kaum geredet wird, nie auf. Fern scheint auch die moderne Welt, denn keine Handys oder Fernseher gibt es hier. Statt auf technischen Geräten und virtuellen Kontakt konzentriert sich der Film auf die alltägliche Arbeit, auf ein Leben, das tief verwurzelt im Land und in Verbindung mit den Tieren und der Erde abläuft. Die Gleichförmigkeit, die Wiederholungen, die auch den Film insgesamt kennzeichnen, kommen schon im Titel zum Ausdruck. Man ruht hier in sich, das Leben und die Arbeit erscheinen als langsamer ruhiger Fluss, bei dem aber jeder Handgriff, jede Tätigkeit mit Liebe, Ernst und Engagement gemacht wird, man immer mit dem jeweiligen Tier oder dem Produkt verbunden ist, sei es, dass man den Käse verpackt oder die Ähren auf ihre Reife prüft.
Das ist für einmal kein Film, der lautstark gegen die industrielle Landwirtschaft wettert und polemisiert, sondern einer, der leise einen anderen Weg beschreibt. – Vielleicht wirkt „Die Tage wie das Jahr“ in dieser Ruhe, in der Zeit, die er den einzelnen Arbeiten lässt, in der Langsamkeit, die mit der Langsamkeit dieses Lebens korrespondiert, nicht sofort stärker als die plakativ kritischen Filme – aber sicher wirkt er nachhaltiger und bleibt haften.
Spielboden Dornbirn: Do 2.5., 19.30 Uhr