Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 24. Jul 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (25.7. - 31.7. 2011)

Mit „Brand“ zeigt das Filmforum Bregenz diese Woche einen Film noir aus Österreich, in dem Sepp Bierbichler brilliert. Komödiantisch vom Kampf der Frauen um Gleichberechtigung im England der 60er Jahre erzählt dagegen Nigel Cole in „We Want Sex“, der beim Open-Air auf dem Rankweiler Marktplatz auf dem Programm steht.

Brand: Auf den Spuren des Film noir wandelt der Österreicher Thomas Roth mit „Brand“. Im Mittelpunkt steht der unter einer Schreibblockade leidende Schriftsteller Brand (Sepp Bierbichler), dessen Frau todkrank im Krankenhaus liegt. Statt zu schreiben beginnt er sie obsessiv zu fotografieren, richtet die Kamera dabei aber zunehmend auch auf die junge türkischstämmige Pflegerin Angela. Bald beginnen die beiden eine Affäre, doch Angelas bei der Polizei arbeitender Mann schöpft rasch Verdacht und setzt Brand unter Druck
Solide, kühl und gelassen hat Thomas Roth diesen Plot in kalten Blau- und Grautönen inszeniert, verabsäumt es aber Szenen zu verdichten und arbeitet die klassischen Film noir-Motive mehr nach Gebrauchsanleitung routiniert ab, als sie mit Inbrunst zu entwickeln.  Mehr geschrieben als wirklich filmisch inszeniert wirkt „Brand“ so, ist mehr Fernsehkrimi als großes Kino.
Zumindest teilweise vergessen lässt diese Schwächen aber die gewohnt starke Präsenz Sepp Bierbichlers, der diesen Film dominiert, in beinahe jeder Szene präsent ist und ihm den Stempel aufdrückt. Gern schaut man Bierbichler bei seinen Wegen zu, folgt ihm, wenn er sich immer tiefer in Schwierigkeiten verstrickt, bis es kein Entkommen mehr zu geben scheint
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 27.7., 20 Uhr; Fr 29.7., 22 Uhr


We Want Sex: Ein Vorspann mit Archivmaterial aus den späten 60er Jahren und „Israelites“ von Desmond Dekker als musikalischer Begleitung stimmt auf die Atmosphäre und den Ton von Nigel Coles Komödie ein. Glänzend fängt der Brite mit Kostümen und Frisuren die Stimmung der Zeit ein. Schauplatz der Handlung ist das im Einzugsgebiet von London liegende Dagenham. Hier befindet sich die britische Produktionsstätte von Ford. 55.000 Männer und 187 Frauen, letztere vor allem als Näherinnen für Autositzbezüge, sorgen dafür, dass 3000 Fahrzeuge tagtäglich vom Band rollen.
Doch langsam regt sich Unmut bei den Frauen: Nicht nur ihre Arbeitsbedingungen sind katastrophal, sondern auch der Lohn. Der Ruf nach „Equal Pay“ wird lauter und unter der Führung von Rita (Sally Hawkins) beginnen sie für ihre Rechte zu kämpfen…
Wie bei „Calendar Girls“ kann Nigel Cole auch hier auf ein lustvoll aufspielendes Ensemble vertrauen. Sally Hawkins zeichnet eindrücklich die Entwicklung Ritas nach, in der sich der Emanzipationsprozess der Frauen dieser Zeit insgesamt spiegelt. Hinreißend ist auch Miranda Richardson als Ministerin, die sich als „feurige Rote“ bekennt und entschieden für die Rechte ihres Geschlechts Partei ergreift und Bob Hoskins als kleiner Gewerkschafter, der, veranlasst durch das Schicksal seiner Mutter, die Frauen zum Arbeitskampf antreibt.
In der Schnelligkeit und der Leichtigkeit der Erzählweise ist der Blick auf die sozialen Verhältnisse zwar nicht allzu genau, zu leicht oder auch leichtfertig geht Cole über die vielfältigen Probleme hinweg und zu leicht scheint sich auch alles in Wohlgefallen aufzulösen. Aber mit seinem Schwung und seiner Lebensfreude ist dieser Film ansteckend und nur der Titel führt in die Irre. Mag auch die sexuelle Revolution zu dieser Zeit aktuell gewesen sein, um Sex geht es hier nicht, sondern um „sexual equality“ - um die rechtliche Gleichstellung der Geschlechter.
„Filme unter Sternen“ – Marktplatz, Rankweil (bei Schlechtwetter: Altes Kino, Rankweil): Mi 27.7., 21.30 Uhr