Neu in den Kinos: „Teaches of Peaches" Musikdoku des gebürtigen Vorarlbergers Philipp Fussenegger (Foto: Avanti Media Fiction)
Walter Gasperi · 24. Mai 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (25.5. - 31.5. 2012)

Das Takino Schaan zeigt diese Woche Wolfgang Panzers Verfilmung von Thomas Hürlimanns Bestseller "Der große Kater". Am Spielboden Dornbirn findet dagegen die "Woody-Allen-Reihe" mit einer weiteren Vorführung von "Der Stadtneurotiker - Annie Hall" ihren Abschluss.

Der große Kater: Uhren im Vorspann – und die Hände eines Mannes, die sie zerlegen: Es geht im ganzen Film um die Zeit, darum, dass der Mensch nicht den Lauf der Geschichte bestimmt, dass er zwar handelt, aber Geschichte letztlich geschieht.
Der Bundespräsident wird mit Tomaten und Eiern beschmissen – zumindest sein Auto. – Sein Image ist am Tiefpunkt, auch mit der eigenen Partei legt er sich an. Da muss man was tun: das Bild der heilen Ehe – nein besser den Staatsbesuch des spanischen Königspaares so richtig vermarkten.
Aber seine Assistentin spielt mit Sicherheitschef und Jugendfreund ein falsches Spiel – der Jugendfreund sieht die Chance an die Macht zu kommen.
Genüsslich demontiert Wolfgang Panzer das Politikermilieu, Herzstück des Films ist aber Bruno Ganz: er als der Mächtige und Machtlose zugleich, der Arrogante und gleichzeitig Verzweifelte, nach außen der Siegertyp und in Wirklichkeit einer, der nach Sohn und Frau sich selbst verliert. – Ganz von Bruno Ganz´ Spiel und von Thomas Hürlimanns Vorlage lebt „Der große Kater“, Wolfgang Panzer zeigt dagegen wenig Gespür für filmische Gestaltung. Trotz seines Themas will sein Film nicht echten Biss entwickeln
Takino Schaan: Fr 28.5., 14.30 Uhr


Der Stadtneurotiker: Weiße Titel auf schwarzem Grund. Unverkennbar ist „Annie Hall“ vom Beginn an ein Film von Woody Allen. Es mag um die gleichen Probleme gehen, wie in seinen anderen Filmen, mit denen er das Bild des jüdischen New Yorker Intellektuellen prägte – so autobiographisch gefärbt, so offen und so persönlich wie in diesem 1978 mit vier Oscars ausgezeichneten Meisterwerk wendet Allen sich aber in keinem anderen Film ans Publikum. In einer En-Face-Einstellung plaudert er gleich zu Beginn direkt an den Zuschauer über seine Lebenseinstellung: Voll Einsamkeit und Traurigkeit sei es – und am Ende dann doch zu schnell vorbei. „Anhedonia“ war denn auch der Arbeitstitel des Films. An Midlife-Crisis mag der 40-Jährige leiden, doch dass diese Traurigkeit tiefer sitzt, beweist ein Blick zurück in seine Kindheit, in Elternhaus und Schulzeit, wobei Allen plötzlich als Erwachsener im Klassenzimmer sitzt.
Die Beziehungen des von Allen gespielten TV-Komikers Alvy Singer und ihr Scheitern stehen im Mittelpunkt, vor allem die zu Annie Hall (Diane Keaton). Mit sarkastischem Witz zeichnet Allen das Milieu der intellektuellen Schickeria, erzählt in völliger Freiheit nicht chronologisch, sondern springt assoziativ zwischen Szenen und Zeiten hin und her, wechsel spielerisch die filmische Form und verpasst beispielsweise Dialogszenen auch mal Untertitel, die die ganz andersartigen Gedanken der Sprecher ausdrücken. Wilde Autofahrt mit einem VW-Käfer durch New York und Hummerjagd in der Küche, intellektuelles Gequatsche über Film und Kultur und Gespräche über Sex und die Welt fügen sich hier ganz selbstverständlich zu einer Einheit, zum Bild eines Menschen – oder einer ganzen Schicht und Generation –, die unfähig ist wirklich glücklich zu sein.
Spielboden Dornbirn: Mi 30.5., 20.30 Uhr