Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Gunnar Landsgesell · 24. Mai 2012 · Film

Men In Black 3

Die Agenten für Aliens aller Art sind wieder zurück. Für Freunde verspielter Visuals bietet "Men In Black 3" ein paar gute Einfälle. Sie können die dramaturgischen und sinnbildenden Löcher aber nicht stopfen.

Stoffe, deren Ende man bereits kennt, sind so eine Sache. Märchen zum Beispiel, sie müssen schon gut erzählt sein, um Spannung aufzubringen. „Men in Black 3“ ist leider kein Märchen, sonst würde dieses Sequel immerhin auf einer Geschichte basieren. Das Ende kennt man dennoch: Will Smith, der bewährte Agent aus dem Department für Aliens, reist nunmehr in die Vergangenheit, um dort ein bisschen zu intervenieren, so dass am Ende genau das wieder herauskommt, was wir als Gegenwart bereits zu Beginn des Films serviert bekommen. Natürlich ist klar, dass das funktioniert, andernfalls wäre der Film ja Blödsinn. Somit wäre Men in Black 3 streng genommen ein Prequel. Dazu müsste er aber das Vorleben seiner Helden ein wenig beleuchten. Bereits das wäre aber schon zu viel versprochen. Worum also geht es? Will Smith reist in das Jahr 1969, um Boris the Animal, einen Schurken, wie er böser aber auch beliebiger nicht ausgedacht sein könnte, daran zu hindern, seinen Cop-Buddy Tommy Lee Jones zu töten. Dass es dabei just auf der Raketenstation Cape Canaveral zum Finale kommt, wo gerade Armstrong und Co ihren Flug zum Mond starten, gibt zwar visuell einiges her, spielt für den dramaturgischen Zusammenhalt dieses Films keinerlei Rolle. So wie auch alle anderen Szenen nicht.

 

Alles verpufft

Man kann sich des Eindrucks nicht verwehren, dass „Men in Black 3“ primär als Vehikel dient, um den gigantischen finanziellen Erfolg des unorthodoxen Films vor 15 Jahren noch ein klein wenig zu verlängern. Lauter Profis am Werk: Barry Sonnenfeld, der sich als Kameramann der Coen-Brüder und „Get Shorty“-Regisseur als gewitzter Handwerker erwies. Ein gereifter Will Smith und der gewohnt ultra-trockene Tommy Lee Jones, der im filmischen Zeitsprung kongenial von Josh Brolin vertreten wird. Schließlich drei renommierte Drehbuchautoren, die sich bislang zwischen „Panic Room“ und „King of Queens“ positionierten. Was aber fehlt ist der Spirit, das dramaturgische Motiv selbst für diese „Fortsetzung“. Sonnenfelds Verfilmung ist nicht langweilig, dazu ist sie zu nervös, zu grell, sie ist aber auch nicht spannend: es geht ja um nichts. Der größte Erfolg von „Men in Black 3“ ist, dass er alle Beteiligten wieder zusammengebracht hat. Sie begnügen sich mit dem, was schon da war: Aliens, die auf der Welt ganz selbstverständlich leben, zugleich aber streng kontrolliert werden müssen (die ursprüngliche „Ausländer“-Metapher aus dem ersten Film); der trockene Witz zwischen den beiden Agenten J (Smith) und K (Jones/Brolin); die Palette an technischen Finessen, die von Bond (ausfahrbare, einrädrige Motorräder, versteckte Labors) bis Körperhorror (ein Kopf mit dem gekegelt wird wie bei den Gebrüdern Grimm; Krebsscheren, die aus Boris’ Hand schießen; Mensch-Fisch-Monster) reichen. Nicht eine Idee wird konsequent verfolgt. Der schwarze Agent Will Smith reicht in den - noch in den Köpfen - segregierten USA '69 gerade für eine schwache Pointe. Oder, dass Andy Warhol eigentlich ein Agent war - who cares? Alles was die Dramaturgie einführt, verpufft in den nächsten Sekunden schon wieder wie der Geistesblitz seiner Schöpfer selbst. Nur die Idee, dass die Welt einem großen Chaos gleicht, hat sich das Buch völlig zu Eigen gemacht. Aus diesem Schlamassel kommt der Film auch nicht mehr raus. Auch kein Malheur.