Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 23. Aug 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (24.8. - 30.8. 2018)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche Agnès Vardas großartigen Essayfilm "Visages villages - Augenblicke: Gesichter einer Reise". Beim Open-Air "Filme unter Sternen" auf dem Rankweiler Marktplatz steht unter anderem der Churchill-Film "Die dunkelste Stunde" auf dem Programm.

Visages villages - Augenblicke: Gesichter einer Reise: Mit 89 Jahren hat sich Agnès Varda noch einmal auf eine Reise durch Frankreich gemacht, um Bekanntschaften zu knüpfen und Bilder zu sammeln. Begleitet wurde sie dabei vom 35-jährigen Fotografen und Street-Art-Künstler JR.
Nicht die großen Zentren besucht das Duo, sondern kleine, teils schon verfallene Orte. Stoßen sie auf eine interessante Person erstellt JR ein schwarzweißes Poster, das an einer Scheune, der Backsteinsiedlung einer ehemaligen Bergarbeitersiedlung oder auch auf den Containern in einem Hafen angebracht wird. In den Begegnungen und Gespräche erhält man immer auch einen Eindruck vom Wandel des Wirtschaftens und einem Schwinden des Sozialen und – ohne dass der Film je dozierend und prätentiös wird – vom vielfachen Vorrang der Rentabilität vor dem Respekt und der Menschlichkeit.
Immer wieder geht es dabei um die Vergänglichkeit und die Kostbarkeit des Augenblicks. Evident wird dies vor allem, wenn ein Porträt des Fotografen Guy Bordin, den Varda in den 1950er Jahren fotografiert hat, auf dem Überrest eines Bunkers aus dem 2. Weltkrieg am nächsten Tag schon wieder von der Flut weggespült ist, oder die Reise in ein völlig verlassenes und verfallenes Dorf führt.
Von großer Liebe zu den Menschen und von sanfter Melancholie über die eigene Vergänglichkeit und die der Welt durchzogen ist diese wunderbar entspannte und gelöste Abfolge von Begegnungen und Orten, die keiner bestimmten Route oder Agenda folgt, denn den Zufall nennt Varda als ihren besten Ratgeber.
Bald geht es so durch die sonnige Provence, bald findet man sich an der rauen Atlantikküste wieder, mal sitzt man in Vardas Küche, dann besucht man JRs 100-jährige Großmutter und um Godards legendäre, neun Minuten und 43 Sekunden lange Kamerafahrt aus "Die Außenseiterbande" nachzuspielen, lässt sie sich von JR im Rollstuhl durch den Louvre schieben. Nicht fehlen darf schließlich auch ein Besuch bei diesem Filmgott in seinem Domizil am Genfer See. Ob man ihn freilich wirklich antrifft oder doch vor verschlossenen Türen steht, ist nicht sicher.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
Mi 29.8., 18 Uhr; Do 30.8., 20.30 Uhr; Fr 31.8., 22 Uhr


Die dunkelste Stunde:
Soll England im Mai 1940 mit Hitler Friedensverhandlungen aufnehmen oder gegen den scheinbar übermächtigen Feind Krieg führen? Winston Churchill wird in dieser kritischen Zeit zum Premierminister ernannt, steht mit seiner Entschlossenheit in der eigenen Partei aber isoliert da.
Skurrile Momente und Witz bestimmen nicht nur den ersten Auftritt Churchills, bei dem man ihn mit der obligaten Zigarre beim Frühstück im Bett und die neue Sekretärin scharf herumkommandierend sieht. Fast zur Ehekomödie im Stil der Spencer Tracy-Katharine Hepburn-Filme wird "Die dunkelste Stunde" in den Szenen zwischen dem Politiker und der von Kristin Scott Thomas gewohnt hinreißend gespielten Gattin Clemmie. Sie muss ihn nicht nur hinsichtlich seines Benehmens maßregeln, sondern ihm auch immer wieder sagen, wo es lang geht, ihm Halt geben, wenn er unsicher ist.
Im öffentlichen Bereich schlägt Regisseur Joe Wright aber angesichts der dramatischen Situation in der Folge zunehmend ernstere Töne an und verzichtet weitgehend auf Komik.
Ganz auf den von Gary Oldman gespielten Premierminister fokussiert dabei Wright, die Figuren um ihn sind nur dazu da, um ihm zuzuspielen. Nicht nur vom Äußeren her, sondern mehr noch mit Mimik, Gestik und Diktion verkörpert der 60-jährige Brite, der für seine Leistung mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, Churchill unglaublich überzeugend, aber je länger der Film dauert, desto mehr wird auch ein eindimensionales Heldenbild aufgebaut.
Darüber kann auch die durchaus elegante und flüssige, aber auch zu übertriebenen Effekten neigende Inszenierung nicht hinwegtäuschen. So perfekt auch die Ausstattung ist, zu selbstverliebt wird hier letztlich mit forcierter Lichtregie und beweglicher Kamera (Bruno Delbonnel) gearbeitet. Reiner visueller Effekt sind die zahlreichen Vogelperspektiven auf die Menschen, auf Flüchtlingsströme und zerbombte Städte in Frankreich oder Kamerafahrten aus einem Bombentrichter bis hinauf zum Flugzeug und dann wieder mit einer Bombe zurück.
Open-Air-Kino „Filme unter Sternen“, Marktplatz Rankweil: Mi 29.8., 21 Uhr