Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Anita Grüneis · 20. Aug 2018 · Ausstellung

Die 7. Triennale Bad Ragartz - Kunst und Natur perfekt vereint

Der beschauliche Kurort Bad Ragaz verwandelt sich alle drei Jahre in eine Open-Air-Galerie der Superlative. Dann ist Bad Ragartz-Zeit. An der diesjährigen Triennale sind bis zum 4. November über 400 Skulpturen von 77 Künstlerinnen und Künstlern aus 17 Ländern in Bad Ragaz, dem Alten Bad Pfäfers und in Vaduz zu besichtigen – bei freiem Eintritt! Für das Motto „Eile mit Weile und verweile“ schuf „Cracking Art“ aus Milano eine gelbe Schnecke aus recyclierbaren Polythene. Sie begegnet den Besucherinnen und Besuchern immer wieder, als riesiges Monster im Zentrum des Kurorts oder als kleines Taschen-Souvenir.    

Was im Jahr 2000 als großes Wagnis begann, ist längst etabliert. Zur Freude der Initianten, dem Ehepaar Esther und Rolf Hohmeister (der übrigens mit 75 Jahren immer noch als Facharzt im Kurhaus praktiziert). Die beiden passionierten Kunstliebhaber hatten sich vor 18 Jahren zum Ziel gesetzt, Bad Ragaz zu einem Mekka der Skulpturenszene zu machen. Damals musste sie die Künstlerinnen und Künstler noch um ihre Werke bitten, aber bereits seit der dritten Ausstellung überstieg die Nachfrage das Angebot. Auch international wurde die Ausstellung „Bad Ragartz“ zum Markenzeichen.  

Kunst mit schwarzen Zahlen

Das Wagnis rechnet sich inzwischen und die Hypotheken, die das Arztehepaar für dieses Projekt eigens auf sein Haus aufnahm, wurden nicht zum K.o.-Schlag. Dank Unterstützungsbeiträgen von Stiftungen und Privaten sowie den Verkäufen ist das Budget von 2,5 Millionen Franken jedes Mal ausreichend. Dazu hält sich der Personalaufwand sehr in Grenzen – die Hohmeisters meisterten bisher – auch dank drei Töchtern und sechs Enkeln jede Triennale. 

Entdecken. Schauen. Staunen

Die 7. Triennale soll „den Zeitgeist treffen und dort weiterdenken, wo andere aufhören“, schreiben sie im Begleitkatalog. Und weiter: „Es gibt nichts Neues zu erfinden – aber vieles zu entdecken: Die Sinnlichkeit der Zwischenräume. Die Sinnlichkeit von Gedanken und Ideen. Das Intime. Das Verbindende.“  Wer durch Bad Ragaz, Vaduz oder dem Alten Bad Pfäfers schlendert, entdeckt all das und viel mehr. Es gibt Spektakuläres wie die drei Meter hohen „Sündarellas“, die von den beiden Schweizerinnen Brigitte Schneider und Susan Kopp geschaffen wurden. „Unsere Idee für die Skulptur war Aschenputtel, die ihre Schuhe an der Ausstellung verliert. Aber Cinderella war uns zu brav. Die Schuhe in dieser Dimension sind ja doch ein provokantes Machtsymbol und zeugen von Selbstbewusstsein – deshalb heißt der Ausstellungstitel Sündarella“, erklärte Susan Kopp. Die Schuhe stehen in Vaduz und Bad Ragaz.

Österreich ist mit dabei  

Ganz andere, wenn auch gleich große, Bronzefiguren zeigt die Österreicherin Helga Vockenhuber. Ihre monumentale Büste „La nueva Eva“ strahlt eine fast unheimliche Ruhe aus. Es ist das Gesicht eines weiblichen Buddhas – in sich gekehrt, voller Harmonie und ungemein kraftvoll. Dagegen wirken die großflächigen geometrischen Arbeiten wie der „Hypercube“ von Reinhold Neururer zunächst kühl und abweisend, bieten aber bei näherer Betrachtung überraschende Ein- und Ausblicke. Manfred Kielnhofer aus Linz brachte seine „Wächter der Zeit“ mit, die immer ein wenig an die Nazgul aus „Herr der Ringe“ erinnern. Mit ihren faltenreichen Mänteln und der sitzenden Position lassen sie aber auch an meditierende Mönche denken. 

Kunst, die fröhlich stimmt

Von einer ansteckenden Fröhlichkeit sind die Figuren der „Polonaise“ von Christel Lechner. Ihre 18 Alltagsmenschen aus Beton, die sich mitten im Park vor dem Grand Hotel Hof Ragaz zu einer Schlange formieren, scheinen geradewegs lostanzen zu wollen. Es gibt noch viel mehr zu entdecken, wie den Populisten, den Kurator oder die Muse – alles kleine Holzfiguren von Marcel Bernet, die man am liebsten gleich mitnehmen möchte. Oder die hohen Holzskulpturen von Armin Göhringer, die von der Leichtigkeit des schweren Seins erzählen. Oder die eher klassischen Stahl-Skulpturen des Schweizers James Licini. Oder, oder, oder. Es hört nicht auf, das Entdecken.

Der älteste Teilnehmer ist übrigens der 91-jährige Deutsche Klaus Schultze mit seinen verspielten Ziegel-Keramik-Zement-Figuren, die an Hundertwasser erinnern. Schultze hat sich schon zur nächsten Triennale im Jahr 2021 angemeldet, die von den Hohmeisters bereits vorbereitet wird. Erwartet werden übrigens dieses Jahr – wie schon vor drei Jahren – wieder an die 500'000 Besucherinnen und Besucher.

7. Triennale der Skulptur
in Bad Ragaz und Vaduz sowie im Alten Bad Pfäfers in der Taminaschlucht.
Noch bis zum 4. November 2018. Eintritt frei.
www.badragartz.ch