Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 21. Nov 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.11. - 28.11. 2013)

Das Filmforum Bregenz bietet diese Woche mit „Mr. Morgans Last Love“ sanftes Wohlfühlkino. Am Spielboden Dornbirn läuft dagegen „Ein Augenblick Freiheit“, in dem der in Österreich lebende Iraner Arash T. Riahi Flüchtlingsschicksale in Erinnerung ruft.

Mr. Morgans Last Love: Nach dem Tod seiner Frau hat der pensionierte amerikanische Philosophieprofessor Matthew Morgan, der seit Jahren in Paris lebt, jeden Lebensmut verloren. Doch dann begegnet ihm die junge Tanzlehrerin Pauline, die sich liebevoll um ihn kümmert und den alten Mann aufheitert. Doch Pauline macht das nicht uneigennützig, denn sie sieht in Mr. Morgan einen Ersatz für den früh verstorbenen eigenen Vater, hofft hier die familiäre Geborgenheit zu finden, die sie nie hatte. Argwöhnisch blickt allerdings Morgans erwachsener Sohn, der aus den USA anreist, auf die junge Frau, denn er glaubt, dass sie nur hinter Geld her ist. Zentraler sind aber die Entfremdung und Spannungen, die zwischen Vater und Sohn sichtbar werden. Schlichtend und vermittelnd muss hier Pauline eingreifen.
Sandra Nettelbeck bietet sanftes Wohlfühlkino, will nicht bohrend Konfliktfelder ausloten, sondern bügelt alle Ecken und Kanten glatt. Michael Caine in dieser Altersrolle zuzuschauen bereitet zwar Vergnügen, doch wirklich Pfeffer in diesen Film bringt nur Gillian Anderson als Mister Morgans Tochter, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt, sondern ziemlich direkt sagt, was sie denkt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Sa 23.11., 22 Uhr

 

Ein Augenblick Freiheit: Hautnah begleitet Arash T. Riahi in Parallelmontage drei Kleingruppen, die unabhängig voneinander aus dem Iran geflohen sind und nach Ankunft in der Türkei auf die Annahme ihres Asylantrags für einen westeuropäischen Staat warten.
Der 1972 im Iran geborene und seit 1983 in Österreich lebende Arash, hat weniger seine persönlichen Erfahrungen als andere reale Flüchtlingsschicksale in seinem ersten Spielfilm verarbeitet. So erschütternd allerdings das Schicksal von Flüchtlingen, deren Zahl Ende 2007 weltweit 11,7 Millionen betrug, auch ist, so wenig wird es in diesem Spielfilm erfahrbar. Nah dran an den Figuren ist die Kamera zwar durchgängig, doch ihre schlimme Situation wird nur behauptet.
Zu kurzatmig reiht Arash tragische und komische Szenen, die immer auf einen Höhepunkt zugespitzt werden, aneinander, als dass hier wirklich ein Gefühl für die Befindlichkeit der Flüchtlinge, die hier weit wichtiger wäre als äußere Handlung, vermittelt werden könnte. Nie lässt sich der Regisseur Zeit, genau hinzublicken und den Schauspielern Raum, um ihre Verzweiflung – oder auch ihre Glücksgefühle – wirklich zum Ausdruck zu bringen, sondern forciert vielmehr die äußere Handlung.
Zu holzschnittartig und episodenhaft ist das einfach in der Dramaturgie, zu oberflächlich die Figurenzeichnung mit – ihr Schicksal soll hier keinesfalls verharmlost werden - armen Flüchtlingen auf der einen Seite und mal kurz auftauchenden brutalen Folterern des iranischen Geheimdiensts, nationalistischen türkischen Schlägern, denen im Handumdrehen ein hilfsbereiter Busfahrer gegenübergestellt wird, und einem geldgierigen und hinterhältigen Hotelbesitzer.
Zum Weinen und Lachen, wie es Arash beabsichtigte, mag „Ein Augenblick Freiheit“ in seiner für das Hauptabendprogramm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens konformen Form wirklich sein, nur leidenschaftlich, roh und wütend, wie er angesichts der Tragik der Thematik sein müsste, ist er leider nie. Ganz andere Kraft hatte und andere Erschütterung auslösen konnte da schon vor elf Jahren Michael Winterbottoms semidokumentarisches Flüchtlingsdrama „In this World“.
Spielboden Dornbirn:
Mi 27.11., 20.30 Uhr