Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Walter Gasperi · 21. Mär 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.3. - 28.3. 2019)

Am Spielboden Dornbirn geht das 3rd Human Vision film festival unter anderem mit dem Dokumentarfilm „The Cleaners“, der die „Säuberung“ des Internets beleuchtet, zu Ende. Das TaSKino Feldkirch präsentiert dagegen mit „The Wife – Die Frau des Nobelpreisträgers“ einen Spielfilm, der von einer großartigen Glenn Close getragen wird.

The Cleaners: Drei Milliarden Menschen sind durch soziale Netzwerke verbunden, 500 Stunden Videos werden pro Minute auf youtube gestellt, zahllos sind die Facebook- und Twitter-Einträge. Aber wer überprüft, ob hier nicht gegen Gesetze verstoßen wird. Google, Facebook und Co. haben diese Arbeit an Drittfirmen ausgelagert, die größte davon befindet sich in Manila.
Hans Block und Moritz Riesewieck spüren in ihrem vielschichtigen Dokumentarfilm der Arbeit dieser Content Moderatoren nach und decken die vielfältigen Ambivalenzen und Gefahren auf, die damit verbunden sind. Hier werden nämlich nicht nur kinderpornographische Seiten, Bilder von Hinrichtungen und Kriegsschilderungen gelöscht, sondern auf Wunsch von Regierungen werden auch regimekritische Kommentare oder ein Bild, das Donald Trump verunglimpft, gelöscht. - Zensur wird hier ganz offen betrieben und damit die Politik beeinflusst und das ewige Spannungsfeld von Freiheit auf der einen und Sicherheit auf der anderen Seite tut sich auf, denn alles andere als einfach ist es eine Grenze zwischen aufklärerischen und hetzerischen Videos zu ziehen.
Aber auch die Auswirkungen dieser Arbeit auf die Angestellten spricht „The Cleaners“ an, wenn am Ende beispielsweise zur Sprache kommt, dass einer dieser Mitarbeiter, der für Videos über Selbsttötungen und Selbstverletzungen zuständig war, zuhause vor seinem Laptop Selbstmord begangen hat, indem er sich erhängte.
Fast überfordert wird der Zuschauer von der Fülle und dem Facettenreichtum des auch durch ein starkes Sounddesign Spannung aufbauenden Films. Aber die vielschichtigen und ambivalenten  Einblicke und die Denkanstöße, die hier geboten werden, lohnen die Anstrengung die „The Cleaners“ in seinem Materialreichtum in gewissem Maße auch darstellt.
Spielboden Dornbirn: Fr 22.3., 18 Uhr

 

The Wife – Die Frau des Nobelpreisträgers: Ein alter Schriftsteller erhält den Nobelpreis für Literatur, doch welche Rolle spielte seine Ehefrau bei seiner literarischen Produktion. Langsam deckt Björn Runge während des Aufenthalts des Paares in Stockholm und der Vorbereitungen für die Verleihung des Nobelpreises Risse in der Ehe auf und lässt auch in die Geschichte des Paares blicken.
Mit wunderbarer Zurückhaltung spielt Glenn Close diese Joan, lässt mit jedem Blick und jeder Geste tiefer in die Selbstverleugnung und die Demütigungen blicken. Nach außen gefasst und Bemerkungen immer wieder mit einem Lächeln quittierend, spürt man, wie es in ihr brodelt, wie der psychische Druck sich steigert, der sich im Laufe dieses Lebens an der Seite eines berühmten Mannes, der sie immer nur als seine Muse bezeichnet, aufgebaut hat. Denn natürlich kreist der Film auch um ein – freilich ziemlich offensichtliches - Geheimnis über die wahre Rolle dieser Frau im Leben des Nobelpreisträgers.
Die Rückblenden in die Anfänge der Beziehung des Paares, in denen Glenn Closes Tochter Annie Starke die junge Joan spielt, wären für das vielschichtige Porträt dieser Frau nicht nötig gewesen. Sie wirken steril und erzählerisch wenig glaubwürdig, machen aber eindringlich, wenn auch ziemlich platt bewusst, wie schwer es Frauen in der von Männern dominierten Literaturbranche hatten und immer noch haben.
Konventionell erzählt Runge, setzt als Regisseur wenig Akzente, sondern überlässt die Bühne ganz den Schauspielern. Großaufnahmen dominieren hier, filmische Räume werden kaum entwickelt. Zeit lässt er dafür Close und Jonathan Pryce ihre Beziehung und ihren schließlich eskalierenden Streit auszuagieren und deutet mit dem Ende an, dass Joan trotz ihres Alters immer noch neue Wege offenstehen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mo 25.3., 18 Uhr; Di 26.3., 20.30 Uhr; Mi 27.3., 18 Uhr; Do 28.3., 20.30 Uhr