„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Walter Gasperi · 21. Feb 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (22.2. - 28.2. 2019)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche – und weitere Filmclubs in den kommenden Wochen – Yorgos Lanthimos für 10 Oscars nominierte Satire "The Favourite". Am Spielboden Dornbirn geht die Filmreihe "Selbstbestimmt, engagiert, mutig - Frauen im Kampf gegen Unterdrückung und für Menschlichkeit" mit Vorführungen der Dokumentarfilme "RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit" und "Ute Bock Superstar" zu Ende.

The Favourite: Zwei Frauen befehden sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit Intrigen, Schmeichelei und Eifersucht um den Einfluss bei der schwachen und kränklichen englischen Königin Anne.
In seinem für 10 Oscars nominierten ersten historischen Film entwickelt der Grieche Yorgos Lanthimos nicht nur ein herrlich böses Spiel, sondern legt nach "Dogtooth", "The Lobster" und "The Killing of a Sacred Deer" auch seinen bislang zugänglichsten Film vor. Immer noch ist sein Blick auf die Welt kalt und unbarmherzig. Gleißend weißes Licht flutet durch die Fenster, in Kerzenlicht getaucht sind Nachtszenen, die Dialoge sind messerscharf, die Inszenierung trocken und dicht und für Sehgenuss sorgen auch die gewohnt großartigen Kostüme von Sandy Powell.
Einen ungewöhnlichen Look erhält dieser Kostümfilm durch den Dreh auf 35mm, der für größere Körnigkeit sorgt, dazu kommen die schon aus "The Killing of a Sacred Deer" bekannten Fischauge-Einstellungen, durch die die Räume perspektivisch verzerrt und die Figuren darin eingesperrt werden, oder die Überlappung von Szenen sowie kurze Rückblenden. Ungewöhnlich ist auch die variantenreiche Musik, die sich von Kammermusik von Händel bis zu modernen, sich monoton wiederholenden metallenen Klängen spannt.
Im Zentrum steht aber ein fulminant aufspielendes Schauspielerinnen-Trio. Hinreißend ist es zuzusehen, wie sich Rachel Weisz, die schon in "The Lobster" spielte, und Emma Stone befehden, wie hier unterschwellig oder ganz offen gedroht wird, bald eine Pistole abgefeuert wird, die allerdings nicht geladen war, bald ein ungesundes Kraut in einen Tee gemischt wird.
So facettenreich Stone und Weisz auch ihre Figuren spielen, die Königin des Films ist doch im doppelten Sinn des Wortes Olivia Coleman. Die 45jährige Britin schafft es eindringlich und bewegend die Tragik hinter dieser schwachen und körperlich angeschlagenen Queen Anne zu vermitteln.
Mit sichtlichem Vergnügen, das ansteckend wirkt, nimmt Lanthimos nicht nur diese dekadente Gesellschaft, sondern selbstverständlich auch zeitlose Charaktereigenschaften aufs Korn: Karrieristen, Schleimer und Heuchler bekommen hier ihr Fett ab, die Königin, die sich als Spielball anderer verliert, kann da zwar am Ende ihre Macht demonstrieren, doch auch in diesem Moment ist sie alles andere als glücklich. Der Kaninchenstall, mit dem Lanthimos in seiner brillanten Farce den Königshof gleichsetzt, lässt sie - und mit ihr den Zuschauer - nämlich nie den großen Schmerz ihres Lebens vergessen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mo 25.2., 18 Uhr; Di 26.2., 20.30 Uhr; Mi 27.2., 18 Uhr; Do 28.2., 20.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 21.3., 20 Uhr; Fr 22.3. + Sa 23.3. – jeweils 22 Uhr
Spielboden Dornbirn: Fr 29.3., 19.30 Uhr
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 24.4., 19 Uhr


RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit:
Nur 1,55 Meter groß ist Ruth Bader Ginsburg, aber die 85-Jährige, die 1993 als erst zweite Frau in der 200-jährigen Geschichte der USA unter die neun auf Lebenszeit ernannten Richter des Obersten Gerichtshof berufen wurde ist eine Ikone der amerikanischen Frauenbewegung. Seit rund 60 Jahren kämpft sie für Gleichberechtigung und anhand von markanten Fällen erinnern Betsy West und Julie Cohen in ihrem Dokumentarfilm mit Interviews mit Bekannten, Arbeitskollegen und Familienmitgliedern sowie mit einer Fülle von Archivmaterial nicht nur an diesen Kampf, sondern bieten auch Einblick in den Wandel der US-Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten.
Nicht unwesentlich trug "Notorious RBG" – wie ihre Fans sie nennen – dazu bei, doch auch ins Privatleben wird Einblick geboten. Aber auch an Witz fehlt es in diesem Dokumentarfilm, dessen schneller Schnitt mit dem Arbeitspensum der Protagonistin korrespondiert, nicht.
Brennend aktuell wird der zweifellos hagiographische, aber mitreißende und inspirierende Film dabei, wenn mittels einer einfachen Grafik gezeigt wird, wie die liberale Juristin im Supreme Court bei ihrer Ernennung zur Mitte zählte, inzwischen aber durch Nachbesetzungen mit konservativen Richtern sukzessive an den linken Rand rückte.
Spannend kann auch der Vergleich von "RBG" mit dem Anfang März anlaufenden Spielfilm "Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“ sein, in dem Felicity Jones diese kleine große Frau, die teilweise Verehrung wie ein Popstar genießt, spielt.
Zum Abschluss der Filmreihe "Selbstbestimmt, engagiert, mutig - Frauen im Kampf gegen Unterdrückung und für Menschlichkeit" läuft am Donnerstag, den 28. Februar dann nochmals "Ute Bock Superstar", mit dem Houchang Allahyari der Wiener Menschenrechtsaktivistin nach "Bock for President" und "Die verrückte Welt der Ute Bock" ein weiteres Denkmal setzt.
Spielboden Dornbirn: Di 26.2., 19.30 Uhr