Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 20. Sep 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (21.9. - 27.9. 2012)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche mit „Hugo Cabret“ Martin Scorseses fulminante, mit fünf Oscars ausgezeichnete Hommage an den Filmpionier Georges Méliès. Ein zeitloses Meisterwerk aus der Stummfilmzeit läuft dagegen mit Buster Keatons famosem „The General“ in Vaduz im Kunstmuseum Liechtenstein.

Hugo Cabret: Martin Scorsese verpackt in die Geschichte des kleinen Hugo eine leidenschaftliche Liebeserklärung ans Kino und setzt dem Filmpionier Georges Méliès ein großes Denkmal. Unverkennbar Scorseses Alter Ego ist der elternlose Junge, der im Paris der 1930er Jahre im Gare Montparnasse in einem Spielzeugverkäufer den längst in Vergessenheit geratenen Méliès entdeckt. Fein eingewoben in die Handlung zitiert der Meisterregisseur Klassiker wie Fritz Langs „Metropolis“, Harold Lloyds „Safety Last“ oder erinnert in dem mehrmals in den Bahnhof einfahrenden Zug den legendären ersten Film der Gebrüder Lumière („L´arrivée d´un train à Ciotat“) ebenso wie in Ausschnitten aus „The Great Train Robbery“, „Intolerance“, „The General“ und natürlich „Le voyage dans la lune“ an die Frühzeit des Kinos.
Ein Fest für jeden Kinofan wird dieser Film auch durch seine handwerkliche Brillanz. In hartem Kontrast zu den einfachen, aber ungemein einfallsreichen Filmen von Méliès steht „Hugo Cabret“ in seinem Aufwand. Großartig ist die Aussstattung von Dante Ferretti, wunderbar fließend die Kamera von Robert Richardson und der Schnitt von Thelma Schoonmaker, nie aufdringlich effektbetont, aber sehr wirkungsvoll wird mit 3D ein Raumgefühl erzeugt, scheinen Menschen von der Kinoleinwand herab zu steigen oder sich Rauch im Saal zu verbreiten.
Doch so virtuos und so leidenschaftlich das auch inszeniert ist, so unübersehbar ist auch, dass die Geschichte des Jungen letztlich zu kurz kommt, nur Trägerfunktion für eine große Liebeserklärung ans Kino hat.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 22.9., 22 Uhr


The General:
“There were two loves in his life: His steam engine and“ und statt eines weiteren Inserts folgt am Beginn von „The General“ (1926) ein Bild von Johnny Grays (Buster Keaton) großer Liebe Annabelle Lee (Marion Mack). Nichts mehr will sie aber mit Johnny zu tun haben, solange er nicht in die Armee der Südstaaten eintritt. Dort will man ihn aber nicht nehmen, da er im Amerikanischen Bürgerkrieg als Lokomotivführer wichtiger ist als als Soldat. Wie wichtig er sein kann, wird man erfahren, wenn seine Lok „The General“ und Annabelle Lee von den Nordstaaten entführt werden und Johnny die Verfolgung aufnimmt.
Fast den ganzen Film nimmt diese Verfolgungsjagd zwischen den Fronten der gegnerischen Armeen ein. Zwischentitel sind hier kaum mehr nötig, denn „The General“ ist pure Bewegung und läuft sich dennoch nie tot wie vielfach Verfolgungsjagden im modernen Actionkino. Denn jedes Detail hat hier seine Funktion innerhalb des Handlungsablaufs, jeder Szene merkt man die Liebe und auch die Präzision an, mit der sie gestaltet wurde und schier überbordend ist schließlich der Einfallsreichtum von Keaton. Da hetzt er zuerst zu Fuß der geraubten Lokomotive nach, nimmt dann eine Draisine zu Hilfe, wechselt bald auf ein Hochrad und klaut schließlich seinerseits eine Lok. Als es ihm dann gelingt seinen „General“ und seine Annabelle zurückerobern ist der Film freilich längst noch nicht zu Ende, wird doch nun aus dem Jäger ein Gejagter, dem zudem noch das Brennholz für den Ofen auszugehen droht.
Kunstmuseum Liechtenstein: Do 27.9., 20 Uhr