Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 20. Dez 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (21.12. - 27.12. 2018)

Filmforum Bregenz und TaSKino Feldkirch zeigen diese Woche – und die LeinwandLounge in der Remise Bludenz im März - Pawel Pawlikowskis soeben mehrfach mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnetes Meisterwerk „Cold War“. Am Spielboden Dornbirn wird als Kinderprogramm Spike Jonzes „Wo die wilden Kerle wohnen“ gezeigt.

Cold War: Ein Mann und eine Frau – es ist die älteste Geschichte der Welt, und doch immer wieder neu. Von 1949 bis 1964 spannt Pawel Pawlikowski in seinem mit fünf Europäischen Filmpreisen ausgezeichneten Liebesdrama in 89 Minuten den Bogen, überspringt manchmal Jahre, setzt mit Schwarzblenden Zäsuren und verankert immer wieder die teilweise in Polen und teilweise in Frankreich spielenden Szenen mit Inserts zu Zeit und Ort. Aufs Wesentliche verdichtet wird so die Handlung, was dazwischen geschah, andere Beziehungen oder sogar Ehen, die nur Platzhalter für den abwesenden großen Geliebten waren, werden nur beiläufig erwähnt.
Ganz auf der privaten Liebesgeschichte fokussiert der Film, der von der Geschichte von Pawlikowskis Eltern inspiriert ist, doch unweigerlich muss die Spaltung Europas hier einfließen, steht dem agrarischen Polen das großstädtische Paris gegenüber und der Volksmusik der Jazz. Und es ist eben ganz entscheidend auch die Musik und natürlich die betörend schönen Schwarzweißbilder von Kameramann Lukasz Zal, über die Pawlikowski seine Geschichte erzählt.
Die Musik und diese Bilder, bei denen jede Kamerabewegung, jeder Schwenk und jede Verlagerung der Schärfe wohlüberlegt sind, evozieren unglaublich intensiv die Sehnsucht ebenso wie die tiefe Melancholie, die an Wong Kar-Wais „In the Mood for Love“ erinnert, und das Gefühl für die Unmöglichkeit eines gemeinsamen Glücks hier auf Erden.
Schwer kann man sich vorstellen, dass dieses formvollendete und von Joanna Kulig und Tomasz Kot intensiv gespielte Meisterwerk altert, immer wieder wird man es sehen können, angesichts seiner Komprimiertheit, seiner Universalität und der vielen Leerstellen, die dem Zuschauer Raum für Interpretation lassen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio:
Fr 21.12. + Sa 22.12. - jeweils 22 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Sa 22.12., 22 Uhr
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 6.3., 19 Uhr


Wo die wilden Kerle wohnen:  
Gerade mal 18 Bilder und 333 Worte umfasst Maurice Sendaks 1963 erschienenes Bilderbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“. Kaum vorstellbar, dass man daraus einen abendfüllenden Spielfilm machen kann. Spike Jonze aber gelang es zusammen mit dem Autor Dave Eggers die schmale Vorlage zu einem 26-seitigen Drehbuch zu erweitern, das dem Geist Sendaks treu bleibt.
Im Mittelpunkt steht der neunjährige Max, für den niemand Zeit hat. Weil auf seine teils auch aggressiven Versuche Aufmerksamkeit zu erwecken niemand reagiert, flüchtet er in eine Fantasiewelt und gelangt darin auf eine Insel, auf der er auf riesige zottelige Kerle trifft.
Vom Schwachen in der Realwelt wird Max in dieser Fantasiewelt zu einem König. Ausgelassen wird da getollt, anarchisch werden Löcher in Bäume geschlagen, bald zerstört die Gruppe ihre eigenen Hütten, veranstaltet eine Dreckschlacht oder baut gemeinsam an einer großen Festung, mit der man sich gegen äußere Feinde schützen will.
Wie sich in der Zerstörung der Hütten die Zerstörung seines realen Iglus spiegelt, so in den Figurenkonstellationen und Konflikten die Probleme von Max in der Realwelt.
Selten wurden in einem Film so genau und einfühlsam die Probleme einer kindlichen Psyche geschildert, die Einsamkeit und die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit, die Aggressionen, die doch nur aus einem Mangel an Zuwendung und Zärtlichkeit resultieren. Voll Wärme und Mitgefühl, ungemein sanft und zart ist Jonzes Blick auf die Kindheit und spürbar ist in jeder Szene, mit wie viel Liebe und Leidenschaft dieser Film gemacht wurde.
Spielboden Dornbirn: Do 27.12. + Fr 28.12. - jeweils 16 Uhr