Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Walter Gasperi · 19. Okt 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (20.10. - 26.10. 2017)

Beim TaSKino Feldkirch steht diese Woche Adams Smiths kraftvolles Familien- und Gangsterdrama „Trespass Against Us – Das Gesetz der Familie“ auf dem Programm. Das Filmforum Bregenz zeigt im Rahmen der 100 Jahr Feier Finnlands in Zusammenarbeit mit der Österreichisch-Finnischen Gesellschaft in Vorarlberg Aki Kaurismäkis „The Other Side of Hope“.

Trespass Against Us - Das Gesetz der Familie: Mit absoluter Macht kontrolliert Colby Cutler (Brandan Gleeson) seine Familie, die auf einem desolaten Trailerpark inmitten der Wiesen des ländlichen Südengland lebt und sich mit von Colby ausgeheckten Einbrüchen und Überfällen den Unterhalt finanziert. Doch Colbys Sohn Chad (Michael Fassbender) sehnt sich zunehmend nach einem ruhigen bürgerlichen Leben mit seiner Frau und seinen beiden Kindern.
Stark ist Adam Smiths Debüt in der Verankerung der Handlung im Milieu, in den ungeschminkten, rauen Figuren und dem von Brendan Gleeson und Michael Fassbender großartig gespielten Vater-Sohn-Konflikt. Herzstück des Films ist diese Konfrontation, die mit Gleesons Bezugnahme auf die Bibel - schon der Originaltigel verweist auf das "Vater Unser" - alttestamentarische Wucht gewinnt.
Kraftvolles und dichtes Kino ist das, gekonnt akzentuiert und gesteigert werden auch immer wieder Szenen durch die Musik der Chemical Brothers, für die Smith zuvor Musik-Videos drehte. Gleichzeitig stören aber auch die zweifellos fulminant gefilmten Verfolgungsjagden den Gesamteindruck. Denn erstens wirken die Aktionen an sich jugendlich pubertär und sinnlos, andererseits sind diese Szenen in ihrer Länge selbstzweckhaft und lenken vom Wesentlichen ab. Auch das Ende überzeugt nicht, denn Smith konnte sich offenbar nicht zu einer großen Schlusskonfrontation durchringen und lässt „Das Gesetz der Familie“ folglich in einer unentschlossenen Offenheit ausklingen.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Sa 21.10. bis Mi 25.10.


The Other Side of Hope:
Mit "The Other Side of Hope" setzt Aki Kaurismäki seine vor fünf Jahren mit "Le Havre" begonnene Hafenstadt-Trilogie fort. Von Frankreich ist der Finne dafür in seine Heimat zurückgekehrt und lässt den syrischen Flüchtling Khaled einem Kohlenfrachter entsteigen. Parallel zu den Wegen des Flüchtlings folgt Kaurismäki dem finnischen Hemdenverkäufer Wikström, der wortlos seine Frau verlässt, sein Hemdenlager verkauft, beim Pokern noch ein Sümmchen dazu gewinnt und von einem Makler, der auch am eigenen Profit interessiert ist, ein angeblich gut gehenden Restaurant kauft.
Unverkennbar ein Film von Aki Kaurismäki ist das nicht nur durch seine lakonische Erzählweise und seine Figuren, sondern auch durch geradezu schon ikonische, auch durch die Farbgestaltung typische Bilder von Männern im Amischlitten bei Nacht oder einem Paar am mit einer einzelnen Blume geschmückten Restauranttisch.
Nicht ganz zum wortkargen und trockenen Erzählstil mag allerdings die - gemessen an Kaurismäki-Standards - Wortlastigkeit in der Schilderung des Flüchtlingselends passen. Überladen wirkt der Film auch etwas mit zwei Erzählsträngen, überflüssig ist auch eine klamaukhafte Szene um Sushi als Erfolgsstrategie für das Restaurant und allzu sehr lässt der Meister vielleicht auch seiner Begeisterung für Blues und schwermütige finnische Songs, die an jeder Ecke von Straßenmusikanten gespielt werden, freien Lauf.
So mag "The Other Side of Hope" insgesamt nicht Kaurismäkis bester Film sein, etwas zerrissen wirken, doch gering wiegen diese Einwände angesichts der Meisterschaft vieler Szenen, der hinreißenden Figurenzeichnung und der zutiefst humanistischen Haltung.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 20.10., 20 Uhr