Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 18. Apr 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.4. - 25.4. 2013)

Zwei Roadmovies stehen diese Woche auf dem Programm der Filmclubs. Das Filmforum Bregenz zeigt den Dokumentarfilm „Hiver nomade“, in dem der Schweizer Manuel von Stürler zwei Wanderhirten auf ihrer winterlichen Reise durch die Westschweiz mit der Kamera begleitet. Am Spielboden Dornbirn läuft dagegen im Rahmen der „Queer-Filmreihe“ „Transamerica“, in dem eine Transsexuelle mit ihrem Sohn durchs ländliche Amerika reist.

Hiver nomade - Winternomaden: Manuel von Stürler begleitet in seinem mit dem Europäischen Filmpreis für den besten Dokumentarfilm ausgezeichneten Film zwei Wanderhirten auf ihrer Reise durch die winterliche Westschweiz. Wenig erfährt man über die Biographie des 53-jährigen Pascal und der 28-jährigen Carole, offen bleibt auch, ob sie nur Arbeitskollegen oder ein Paar sind, denn von Stürler konzentriert sich ganz auf die Wanderschaft mit den 800 Schafen, auf der von der Übernahme der Tiere im Spätherbst bis zur Abgabe irgendwann nach Weihnachten rund 600 Kilometer zurückgelegt werden. Sukzessive reduziert wird die Herde auf dieser Reise, denn Ziel ist es, die Schafe zu mästen, damit sie einen fetten Braten für Weihnachten oder andere Feste geben. Immer wieder holt deshalb der „Chef“ unterwegs Tiere ab.
Trotz der berückenden Schönheit der Bilder verklärt von Stürler das Hirtenleben nie, denn er zeigt immer auch die Härte dieses Daseins, wenn abends das Zelt aufgeschlagen wird, man im Schnee am Lagerfeuer sitzt und am Morgen am eiskalten Bach die Zähne putzt. Und auch Spannungen zwischen dem erfahrenen Pascal und seiner jungen Kollegin werden nicht unter den Tisch gekehrt.
In seiner unaufgeregten Erzählweise, den ruhigen Wechsel von Bildern der Wanderschaft und Begegnungen sowie durch eine überlegte Tonspur lässt „Hiver nomade“ tief in diese entschleunigte und aufs Elementare reduzierte Lebensweise eintauchen und regt durch die Kontrastierung mit der Konsumgesellschaft zum Reflektieren über Alternativen zum modernen Leben an.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 19.4., 22 Uhr


Transamerica: Der Titel ist Programm. Auf mehreren Ebenen erzählt Duncan Tucker in seinem Spielfilmdebüt von Übergängen. Während der Vorbereitungen für die lange ersehnte letzte Operation zur Geschlechtsumwandlung erfährt Sabrina „Bree“ Osbourne, die einst Stanley hieß, dass sie Vater eines Sohnes im Teenageralter ist. Weil ihre Psychotherapeutin sie zwingt, sich vor der Operation dieser Vergangenheit zu stellen, fliegt der Transsexuelle von L.A. nach New York und holt seinen Sohn aus dem Gefängnis ab. Diesem gibt er sich aber nicht als Vater zu erkennen, sondern stellt sich als Betreuerin vor, die von einer Religionsgemeinschaft geschickt wurde. Gemeinsam reisen sie durch das ländliche Amerika zurück nach L.A., wobei die äußere Fahrt, mit der Entwicklung der Vater-Sohn-Beziehung, vor allem aber mit der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, dem endgültigen Ablegen der männlichen und der vollen Entwicklung der weiblichen Identität korrespondiert.
Unaufgeregt, manchmal mit einem Hang zum Klamauk sind diese Reise quer durch die USA und die Begegnungen mit Außenseitern inszeniert, aber sowohl die Orte als auch die Nebenfiguren bleiben angesichts der Fokussierung auf die Hauptfigur Staffage und gewinnen kein eigenes Leben.
Auch die Inszenierung stellt sich in den Dienst der Hauptfigur und des Themas. Getragen wird dieser Schauspielerfilm somit ganz von Felicity Huffmans Verkörperung des Transsexuellen. In einer berührenden Mischung aus Tragik und Komik vermittelt sie einen bewegenden Einblick in die schwierige Existenz eines Mannes, der eine ganz normale Frau sein möchte, einerseits aber physisch – Pinkeln spielt hier eine große Rolle – andererseits - vor allem in Extremsituationen - auch psychisch die alte Identität und damit verbundene Verhaltensweisen nicht ganz ablegen kann.
Spielboden Dornbirn: Fr 19.4., 20.30 Uhr