Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 18. Dez 2011 · Film

Aktuell in den Filmclubs (19.12. - 25.12. 2011)

Am Spielboden Dornbirn stehen diese Woche die letzten Vorstellungen im Rahmen der Western-Reihe auf dem Programm. Noch einmal werden Sergio Leones Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ und Andrew Dominiks elegischer Spätwestern „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ gezeigt.

Spiel mir das Lied vom Tod: Im Original heißt Sergio Leones legendärer, 1967 gedrehter Italo-Western „C´era una volta il west“ („Es war einmal der Westen“): das Mythische, das Märchenhafte wird hier schon im Titel evoziert und wie in keinem anderen Italo-Western spielt Leone in diesem Film mit den Mythologemen des Genres: das Monument Valley und die rotbraune Landschaft des Südwestens der USA bilden den geographischen, der Eisenbahnbau den historischen Background.
Klassisch auch das Personenarsenal mit der kapitalstarken Eisenbahngesellschaft, einem Farmer, der sich ihr widersetzt und sich gleichzeitig eine Frau aus einer Großstadt - in diesem Fall aus New Orleans - kommen lässt, einem Killer, der in Diensten der Gesellschaft steht und einem undurchsichtiger Mundharmonikaspieler, der eine private Rechnung begleichen will.
Als kleine Geschichte wäre dies im klassischen Western erzählt worden, doch durch Ennio Morricones Musik und expressive Kameraperspektiven und –einstellungen macht Sergio Leone daraus eine große Oper. Statt funktional zu erzählen werden kleinste Szenen wie das den Film eröffnende Spiel eines Gangsters mit einer Fliege gedehnt. Durch Retardierungen wird so Spannung aufgebaut, die sich erst nach einem schier endlos langen Vorspiel in einer Explosion der Gewalt entlädt.
Hier gibt es keine Guten und keine Bösen, sondern bestenfalls weniger Böse und ganz Böse und nie erzählt der Italo-Western von der Vergangenheit, sondern meint immer auch die kapitalistische Welt von heute, in der nicht der Einzelne, sondern die großen Gesellschaften das Sagen haben und den Lauf der Geschichte bestimmen.
Spielboden Dornbirn: Do 22.12., 20.30 Uhr


Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford: 17 Morde und zahlreiche Bank- und Eisenbahnüberfälle verübte Jesse James (Brad Pitt) mit seiner Bande zwischen 1865 und seiner Ermordung im Jahre 1882. Doch diese Verbrechen interessieren den Australier Andrew Dominik nicht. Sein Film setzt erst im Herbst 1881 mit dem letzten Eisenbahnüberfall der James-Bande ein. Während der Vorbereitungen dafür knüpft Robert Ford (Casey Affleck) zu dem bewunderten Outlaw Kontakt und wird nach dem Überfall von ihm aufgenommen.
Vom ersten Moment an schafft Andrew Dominik mit einem auktorialen, ruhig die Ereignisse kommentierenden Off-Erzähler nicht nur Distanz, sondern auch eine schwermütige Stimmung. Alles scheint vergeblich, vom Schicksal vorherbestimmt. Großartig spielt Brad Pitt den 34-jährigen Banditen als müden alten Mann, der ständig die Entdeckung fürchtet. Nicht weniger beeindruckend ist auf der anderen Seite Casey Affleck als Jesse James´ naiver ruhmsüchtiger Mörder Robert Ford.
Intensiviert wird die hoffnungslose Stimmung durch den extrem langsamen, wunderbar beherrschten Erzählrhythmus. Im besten Sinne langatmig - als ein Film mit einem langen Atem - hat Dominik seinen 156-minütigen bildgewaltigen elegischen Spätwestern angelegt. In den fantastischen Landschaftsaufnahmen von Roger Deakins setzt er förmlich Pausen und lässt die Protagonisten lange durch die Weiten des Mittelwestens reiten. Mehr noch als die akribische Rekonstruktion der Kostüme und Bauten trägt diese sich an alten Fotographien orientierende Kameraarbeit zur atmosphärischen Dichte bei.
Spielboden Dornbirn: Fr 23.12., 20.30 Uhr