Neue Ausstellung im KUB ab 1. Februar 2025: Precious Okoyomon, To See the Earth before the End of the World, 2022, 59th Biennale Vendedig, 2022 (Foto: Clelia Cadamuro, © Okoyomon)
Walter Gasperi · 19. Apr 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (20.4. – 26.4. 2018)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche „Aus dem Nichts“, in dem Fatih Akin Melodram, Gerichtsfilm und Rachethriller mixt. In der Kammgarn Hard steht dagegen Jafar Panahis mit dem Goldenen Bären ausgezeichneter „Taxi Teheran“ auf dem Programm.

Aus dem Nichts: Die realen NSU-Morde, die zwischen 2000 und 2007 Deutschland erschütterten, speziell das Nagelbombenattentat 2004 in Köln, dienen Fatih Akin als Grundlage für seinen Film, er verlegt die Handlung aber ins Jahr 2016.
In drei Kapiteln erzählt Akin ausgehend vom unsagbaren Schmerz und der Trauer einer Witwe (Diane Krüger) über den Mord an ihrem türkischen Mann („Die Familie) vom Prozess, in dem die vermutlich schuldigen Neonazis mangels Beweisen freigesprochen werden („Die Gerechtigkeit“), und schließlich vom Versuch der Frau sich selbst Gerechtigkeit zu verschaffen („Das Meer“).
Was als Melodram beginnt, wandelt sich so im Mittelteil zum klassischen Gerichtsfilm, um schließlich in einen Rachethriller zu münden. Die Täter lässt Akin dabei nicht zu Wort kommen, sondern schwört den Zuschauer ganz auf die Perspektive der von Diane Krüger famos gespielten Witwe ein. Er stilisiert sie zur Schmerzensfrau hoch, für die es nach ihrem Verlust keine Rückkehr in die Normalität mehr gibt.
Weil die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe, die zunächst durchaus noch in den Film hereinspielen, zunehmend ausgeblendet werden, bleibt letztendlich aber nicht viel mehr als ein spannender Krimi, der mit einem brisanten Kontext spielt, diesen aber nie auslotet.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 21.4., 22 Uhr

Taxi Teheran: Trotz 20-jährigem Berufsverbot hat Jafar Panahi in den letzten Jahren drei Filme gedreht. Waren aber „Das ist kein Film“ und „Pardé“ eher sperrig, so kommt „Taxi Teheran“, der 2015 bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, leicht und auch witzig daher, lässt es dennoch nicht an scharfer Kritik am Teheraner Regime missen.
Blickt die Kamera zunächst lange starr durch die Windschutzscheibe auf die Straße, so kommen später auch die Fahrgäste und auch der Fahrer selbst ins Bild. Dass es sich bei letzterem um den Regisseur Jafar Panahi selbst handelt, bringt ein Fahrgast ins Spiel, der früher dem Regisseur und dessen Sohn Kopien von im Iran verbotenen Filmen geliefert hat.
Wie diese Szene so wirkt der ganze Film ausgesprochen authentisch, erwecken die Gespräche den Eindruck dokumentarische Aufnahmen zu sein und dürften doch wohl durchwegs inszeniert sein. Mag sich da bei der Mitnahme von zwei Frauen, die einem Goldfisch in einer Quelle die Freiheit schenken wollen, noch wenig Regimekritik finden, so tritt diese deutlich zu Tage, wenn ein Schulmädchen, die nicht nur im Film, sondern auch in der Realität die Nichte Panahis ist, darüber berichtet, welche Vorgaben ihnen die Lehrerin bezüglich zeigbarer Filme gemacht hat, wenn sich eine Anwältin zu einer Verhafteten fahren lässt, die sich im Hungerstreik befindet, oder wenn sich ein Gespräch zwischen einem entschiedenen Vertreter der Todesstrafe und einer Lehrerin entwickelt.
Kammgarn Hard: Mi 25.4., 20.30 Uhr