Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Walter Gasperi · 17. Sep 2020 · Film

Aktuell in den Filmclubs (18.9. - 24.9. 2020)

Der FKC Dornbirn feiert diese Woche mit einem Fest sowie einer Filmvorführung mit anschließender Diskussion zur Kinozukunft in Vorarlberg sein 40-jähriges Bestehen. Das TaSKino Feldkirch bietet mit Autumn de Wildes frischer Jane-Austen-Verfilmung "Emma" schwungvolle und visuell berauschende Unterhaltung.

Emma: Mit den feministischen Kostümfilmen des letzten Jahres wie Céline Sciammas „Portrait de la jeune fille en feu“ oder Greta Gerwigs „Little Women“ hat Autumn de Wildes Adaption von Jane Austens berühmtem Roman wenig gemein. Steht bei ersteren der Kampf von Frauen um Selbstbestimmung in einer männlich dominierten Gesellschaft im Zentrum, so geht es bei Austen um das Einfinden der jungen Frau in die bestehende Gesellschaft.
Sanft satirisch ist der Blick de Wildes auf den gelangweilten englischen Landadel, der sich von seinen Angestellten, die immer steif und unbeweglich daneben stehen, bedienen lässt, die Geschlechterrollen werden aber nie hinterfragt. Zuckerpuppenhaft wie in Sofia Coppolas „Marie Antoinette“ wirkt diese Welt mit ihren blassen Pastellfarben wie rosa und hellblau, aber auch mit dem prozellanhaft wirkenden Gesicht von Anya Taylor-Joys Emma.
Detailreich und historisch exakt wird hier eine Welt zum Leben erweckt, gleichzeitig verleiht der moderne visuelle Look (Kamera: Christopher Blauvelt), der durch opulente Kostüme (Alexandra Bryne), die prächtigen Landhäuser und die sie umgebenden tiefgrünen Parks ebenso wie durch perfekte Ausleuchtung der Innenszenen verstärkt wird, „Emma“ ebenso Frische wie die durch die Musik von Isobel Waller-Bridge unterstützte flotte Erzählweise.
Herzstück des Films sind aber das lustvoll aufspielende Ensemble und die prägnante Figurenzeichnung. Lustvoll spielt so Bill Nighby Emmas hypochondrischen Vater, rasante Rededuelle liefern sich Emma und der von Johnny Flynn gespielte, liebenswürdige Mr. Knightley. Und während der Pfarrer und seine versnobte Gattin ihr Fett abgekommen, muss man die nervige Miss Bates schließlich sogar bedauern und Miss Fairfax darf Emma beim Klavierspiel demütigen.
Gekonnt hat de Wilde so diesen über 200 Jahre alten Klassiker, der quasi einer der Prototypen der romantischen Komödie ist, fürs 21. Jahrhundert adaptiert und beweist, dass dabei auch ohne inhaltliche Modernisierungen und ironische Brechungen ein pfiffiger und sehr unterhaltsamer, alles andere als verstaubter Kostümfilm entstehen kann.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 18.9. bis Do 24.9.


40 Jahre FKC Dornbirn: Der im September 1980 gegründete Filmkulturclub Dornbirn ist der älteste Filmclub Vorarlbergs. Das 40-jährige Bestehen wird am Mittwoch, den 23.9. ab 19 Uhr im Union-Sportschützenheim in der Markstraße 61 in Dornbirn gefeiert. Alle Mitglieder des Vereins sowie Interessierte, die Mitglieder werden wollen (11 € Jahresbeitrag), sind herzlich zu Braten und Torte (kostenlos) eingeladen, Getränke müssen selbst bezahlt werden. Mit einer ausführlichen Powerpoint-Präsentation wird dabei auch Einblick in die bewegte Geschichte des Vereins geboten werden.
Am Donnerstag, den 24.9. um 19.30 Uhr besucht dann der Regisseur Douglas Wolfsperger den FKC Dornbirn und präsentiert im Cinema Dornbirn seinen Dokumentarfilm "Scala Adieu – Von Windeln verweht". Wolfsperger zeichnet darin den Kampf um das 1938 eröffnete Konstanzer Traditionskino Scala nach. In seinem Kommentar erinnert sich der in Zürich geborene und am Bodensee aufgewachsene Regisseur an die Kinoerfahrungen, die er mit dem Scala verbindet, und stellt in Interviews die kultur- und kinofeindliche Haltung der Stadtpolitiker bloß. Über den Blick auf die Schließung des Scalas, das schließlich einem weiteren DM-Markt weichen musste, geht "Scala Adieu – Von Windeln verweht" dabei hinaus und zeichnet exemplarisch das Bild einer Gesellschaft, in der die Städte immer uniformer werden, kein Wert auf Kultur und Traditionen gelegt wird und stattdessen die teuren Innenstadtplätze zunehmend von Einkaufszentren, Kleidergeschäften und Drogeriemärkten dominiert werden.
Da solche Entwicklungen durchaus auch in Vorarlberg drohen könnten, gibt es nach der Vorführung eine Podiumsdiskussion zum Film, aber vor allem zur regionalen Kinosituation und Kinozukunft, an der neben Wolfsperger auch der Sprecher der Vorarlberger Kinos Michael Wieser, der Kulturamtsleiter des Landes Dr. Winfried Nußbaummüller und der Kulturamtsleiter der Stadt Dornbirn Mag. Roland Jörg teilnehmen werden.
Fest "40 Jahre FKC": Mi 23.9., 19 Uhr – Union-Sportschützenheim, Dornbirn, Marktstraße 61
Dokumentarfilm "Scala Adieu – Von Windeln verweht" und Podiumsdiskussion: Do 24.9., 19.30 Uhr, Cinema Dornbirn