Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 17. Aug 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (18.8. - 24.8. 2017)

Beim Open-Air in Egg steht dieses Wochenende neben der norwegischen Tragikomödie "Welcome to Norway" auch die hinreissende isländische Tragikomödie "Sture Böcke" auf dem Programm. Das Takino Schaan zeigt im Kunstmuseum Liechtenstein Andrea Stakas formal mutigen, aber auch nicht ganz leicht zugänglichen zweiten Spielfilm "Cure - Das Leben einer Anderen

Sture Böcke: Seit vierzig Jahren haben die Brüder Gummi und Kiddi kein Wort mehr gewechselt, doch wenn es um die Rettung der letzten Schafe im abgelegenen nordisländischen Tal geht, werden solche Gräben überwunden.
Knochentrocken, unaufgeregt und mit herrlichem Sinn für Witz erzählt Grimur Hakonarson in seinem zweiten Spielfilm diese kleine Geschichte, die vom genauen Blick für Details ebenso wie – und ganz zentral - von der Einbettung in die isländische Landschaft und der großartigen Kameraarbeit von „Victoria“-Kameramann Sturla Brandth Grovlen lebt. Auf große Kamerabewegungen verzichtet Brandth Grovlen hier, vertraut auf die Majestät der isländischen Landschaft, den rauen Wind, den wolkenverhangenen Himmel, den Bergrücken im Hintergrund, taucht den ganzen Film in Erdfarben, in Braun, Grau und Blau, während helle Töne wie Rot oder Gelb weitgehend fehlen.
Ein knorriger und eigenwilliger Film ist das, der freilich im Zusammenprall der Gegensätze großes Vergnügen bereitet, dessen Handlung zwar vorhersehbar ist, dessen abruptes und offenes Ende dennoch überrascht – und vor allem jeden Anflug von Sentimentalität vermeidet.
Open-Air im Egger Park, Egg (bei Schlechtwetter in der Parkhalle): Fr 18.8., 21 Uhr

 

Cure – Das Leben einer Anderen: 1993 kehrt die 15-jährige Linda, die in der Schweiz aufgewachsen ist, mit ihrem Vater in die Gegend von Dubrovnik zurück. In Eta findet sie eine gleichaltrige Freundin, doch bei einem Streit stürzt Eta über die Klippen und stirbt. Linda aber beginnt, von Schuldgefühlen gequält, bei Etas vom Krieg traumatisierter Großmutter die Rolle Etas zu übernehmen, agiert bald als Linda, bald als ihre tote Freundin.
Doppeldeutig ist bei Andrea Stakas nach dem viel beachteten „Das Fräulein“ zweiten Spielfilm schon der Titel, denn „Cure“ meint einerseits das englische Wort für „Heilung“, andererseits das kroatische für „Mädchen“. Und auf mehreren Ebenen entwickelt sich auch der Film, denn Staka erzählt weniger eine lineare Geschichte, sondern versucht vielmehr in einer bewusst zerrissenen Erzählweise, die psychische Verfassung Lindas erfahrbar zu machen. Abrupt lässt sie Szenen aufeinanderprallen und Linda die Identität wechseln, fügt aber auch ansatzlos Traum- oder Erinnerungsbilder in die Realität ein.
Nachvollziehbar wird so die Zerrissenheit der von Sylvie Marinković großartig gespielten Protagonistin, die eben nicht nur in der schwierigen Zeit der Adoleszenz, sondern eben auch zwischen der Schweiz und Kroatien steht. Und schließlich spielen auch noch mit dem Trauma der Großmutter, aber auch mit verminten Wäldern und Bombeneinschlägen jenseits der nahen Grenze die Nachwirkungen des Krieges herein. So kunstvoll dieser Film über eine schwierige Identitätssuche aber auch montiert ist, so schwer macht er dem Zuschauer in seiner Sprunghaftigkeit doch auch den emotionalen Zugang.
Kunstmuseum Liechtenstein: Do 24.8., 20 Uhr