Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 16. Aug 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.8. - 23.8. 2012)

Eine großartige Michelle Williams als Marilyn Monroe dominiert Simon Curtis´ "My Week With Marilyn". Maria Blumencron entführt den Zuschauer mit ihrem Flüchtlingsdrama "Wie zwischen Himmel und Erde" dagegen nach Tibet. Beide Filme werden diese Woche vom Filmforum Bregenz gezeigt.

My Week with Marilyn: Um sich vom Klischee des Sexsymbols zu befreien und ins Charakterfach zu wechseln, ging Marilyn Monroe 1956 nach England, um mit dem Shakespeare-Schauspieler Laurence Olivier „The Prince and the Showgirl“ zu drehen. Simon Curtis erzählt nach den Tagebüchern von Colin Clark von der Beziehung, die sich während dieses Aufenthalts zwischen Oliviers Regieassistenten und der Monroe entwickelte, aber auch von der Zerrissenheit des Stars und den daraus resultierenden schwierigen Dreharbeiten.
Großartig spielt Michelle Williams die Monroe. Man spürt, wie die Kamera sie liebt, wie locker sie für Journalisten und Schaulustige posiert, lässt aber auch in privaten Momenten in ihre Verzweiflung blicken, die sich aus dem Widerspruch von Fremdbild als Sexsymbol und Selbstbild als ernstzunehmende Schauspielerin ergab. Zu spüren bekamen diese Diskrepanz Olivier und sein Filmteam, die mit der berüchtigten Unpünktlichkeit der Monroe, mit mangelnder Textbeherrschung und ihrer Tabletten- und Alkoholsucht fertig werden mussten.
Trotz dieser schweren Themen bewahrt „My Week with Marilyn“ die Leichtigkeit einer Komödie. Mag Curtis´ Regie auch bieder sein, in zahlreichen Grossaufnahmen und im Schuss-Gegenschuss-Verfahren seine Herkunft vom Fernsehen sichtbar machen, so trägt doch das starke Ensemble, zu dem auch Julia Ormand als Oliviers Frau Vivien Leigh, Judi Dench und Emma Watson zählen, diesen Film.
Filmforum im Metrokino Bregenz: Mi 22.8., 20 Uhr + Fr 24.8., 22 Uhr


Wie zwischen Himmel und Erde: Eigentlich wollte die deutsche Medizinstudentin Johanna (Hannah Herzsprung) "nur" den Achttausender Cho Oyu besteigen, doch dann lernt sie den kleinen Temper kennen und gerät in die Auseinandersetzungen zwischen Tibetern und chinesischer Besatzungsmacht. Denn um die Chinesen von der Flucht des Golden Boy, des Nachfolgers des Dalai Lama, abzulenken, soll parallel dazu auch Tempers Flucht nach Indien organisiert werden. Johanna engagiert sich bei der Aktion und lernt dabei auch die Brutalität der Chinesen kennen.
Maria Blumencron setzte sich schon in mehreren Büchern und Dokumentarfilmen mit der Situation in Tibet auseinander. In ihrem ersten Spielfilm verarbeitet sie ein Stück ihrer eigenen Biographie und zeichnet mit Johanna, die sich vorbehaltlos für die Flüchtlinge einsetzt, erklärtermaßen eine idealisierte Version von sich selbst. Gutgemeint ist dieser Film auf jeden Fall, aber eben nicht wirklich gelungen. Viel zu simpel ist die Argumentationslinie, ohne echte Spannungssteigerung reihen sich Szenen aneinander, statt differenzierte Charaktere zu zeichnen wird plakative Schwarzweißmalerei betrieben. Großartig sind aber die Bilder, die Kameramann Jörg Schmidt-Reitwein von Tibet einfängt, doch bleiben dies Postkartenansichten. Nie lässt sich Blumencron Zeit tiefer in dieses Land und seine Kultur einzutauchen, ist viel zu sehr damit beschäftigt die nicht eben glaubwürdig zusammengeflickte Geschichte zu erzählen. Geschickt ist zwar der Schachzug durch die Augen einer Westlerin auf das fremde Land zu blicken, doch Atmosphäre will nie aufkommen, denn zu geschönt, einem Model-Ideal verpflichtet, sind eine Flüchtlingshelferin ebenso wie eine flüchtende Tibeterin und der Schlepper. Jeden Eindruck von Authentizität zerstört zudem die Sprachführung, wenn eine französische Reisegruppe mit starkem Akzent Deutsch spricht, die Tibeter – auch die Kinder - und Chinesen aber akzentfrei mit Johanna deutsch sprechen, manchmal auch untereinander deutsch sprechen, dann wieder ins Chinesische wechseln.
Filmforum im Metrokino Bregenz: Do 23.8., 20 Uhr + Sa 24.8., 22 Uhr