Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 16. Feb 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.2. - 23.2. 2017)

Filmforum Bregenz und FKC Dornbirn zeigen diese Woche Rainer Frimmels und Tizza Covis großartigen „Mister Universo“. Im Kunstmuseum Liechtenstein inVaduz steht mit J.C. Chandors „Margin Call“ ein nüchterner Thriller über den Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008 auf dem Programm.

Mister Universo: Rainer Frimmel und Tizza Covi folgen, ausgehend von einem verlorenen oder gestohlenen Glücksbringer, einem jungen italienischen Raubtierdompteur auf einer Reise durch Italien und zu verschiedenen Familienmitgliedern, die alle ebenfalls beim Zirkus arbeiten. Ziel des jungen Mannes ist es den ehemaligen Mister Universum Arthur Rubin aufzuspüren, der ihm einst den Glücksbringer schenkte.
Ganz auf das Alltägliche beschränken sich Frimmel/Covi, dramatisieren nicht, sondern begleiten unaufgeregt mit der Kamera, erzeugen aber durch den ebenso genauen wie empathischen Blick von der ersten Szene an Interesse am Schicksal und den Sorgen des Dompteurs, seiner Freundin und den Menschen, denen er auf seiner Reise begegnet.
Mit dokumentarischer Genauigkeit schildern sie den Alltag im Zirkus, die Lebensbedingungen am Rande der Gesellschaft. Nie verlassen sie diese Welt und entwickeln erst langsam aus dieser Alltagsschilderung eine Geschichte, in der es immer wieder und vielfältig variiert ums Glück und ums Auf und Ab des Lebens, aber auch ums Altern und die Vergänglichkeit geht.
Leicht kann man diesen ganz in neorealistischer Tradition stehenden Film aufgrund seiner scheinbaren Einfachheit und Kunstlosigkeit übersehen, ist aber gerade darin sowie in der meisterhaften Verbindung von Fiktion und Dokumentarischem große Kunst.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 18.2., 22 Uhr
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 22.2., 18 Uhr + Do 23.2., 19.30 Uhr


Margin Call:
"Margin Call": Das ist die Aufforderung des Brokers, Geld nachzuschießsen, um die Zwangsauflösung von Aktien zu verhindern. Was aber tun, wenn die Diskrepanz zwischen Buchwert der Aktien und verfügbarem Kapital eine unvorstellbare Größe erreicht hat? Der Ausbruch der Finanzkrise zeichnet sich im Herbst 2008 in einer großen New Yorker Investmentbank ab, als zahlreiche Mitarbeiter von heute auf morgen entlassen werden.
Mitten in der Nacht werden die führenden Kräfte der Bank zusammengetrommelt, um einen Rettungsplan zu entwickeln, mit dem zumindest für das eigene Unternehmen noch das Schlimmste verhindert werden kann - ein Plan, der für die Wall Street und die Welt insgesamt verheerende Folgen haben wird.
J.C. Chandor beschränkt sich in seinem Spielfilmdebüt auf einen Tag und die Bank als beinahe einzigen Schauplatz. Zügig, aber nie hektisch treibt er die Geschichte voran. Um Statistiken und Prognosen geht es hier immer wieder, und dennoch wird man nicht mit Fakten erschlagen. Die Handlung entwickelt sich zwar vor allem über die Dialoge, aber gleichzeitig evoziert Chandor in kalten Blau- und Grautönen eindrücklich die Nüchternheit und Kälte dieser Wirtschaftswelt. Wenn die Banker von der Spitze des Bankgebäudes in die Tiefe der New Yorker Straßenschluchten blicken, bekommt man eine Ahnung davon, vor welchem verheerenden Sturz die Banken- und damit auch die Weltwirtschaft stehen.
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz: Do 23.2., 20 Uhr