Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Walter Gasperi · 16. Nov 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (17.11. - 23.11. 2017)

Das Takino Schaan zeigt diese Woche nochmals in der Reihe "Vintage Cinema" mit "Stray Dog - Nora inu" einen frühen meisterhaften Krimi von Akira Kurosawa in digital restaurierter Fassung. Beim Filmforum Bregenz steht mit Raoul Pecks "I Am Not Your Negro" ein Essayfilm auf dem Programm, der mitreißend mit dem Rassismus in den USA abrechnet.

Stray Dog – Nora inu (Ein streunender Hund): Bevor Akira Kurosawa mit „Rashomon“ Weltruhm erlangte, drehte er 1949 diesen Kriminalfilm, der gleichzeitig ein düsteres Bild der japanischen Nachkriegsgesellschaft zeichnet. Im Mittelpunkt steht der von Kurosawas Stammschauspieler Toshiro Mifune gespielte junge Polizist Murakami, dem in einem überfüllten Bus seine Dienstwaffe gestohlen wird. Während er selbst von Schuldgefühlen geplagt wird, nimmt sein Chef von der Mordkommission den Vorfall eher locker und schickt den jungen Kollegen zur Abteilung für Diebstahl. Dort soll er mit einem erfahrenen Vorgesetzten nach der Waffe suchen, mit der bald mehrere Verbrechen verübt werden.
Atmosphärisch dicht beschwört Kurosawa in dem mehr grauen als schwarzweißen Krimi die Stimmung der drückend heißen Sommertage ebenso wie die Enge im Bus während des Diebstahls. Die Suche nach dem Dieb bietet dem Meisterregisseur dabei die Gelegenheit den Zuschauer mit dem besonnenen alten Ermittler und dem unsicheren Murakami in die japanische Gesellschaft einzutauchen und die noch nicht verheilten Wunden des Krieges, die materielle Not und die Traumata sichtbar zu machen.
Da erscheint der Verbrecher dann am Ende auch nicht so sehr als Täter als vielmehr als vom Krieg zerstörtes Opfer. Wenn Kurosawa den Räuber und Mörder und den jungen Polizisten dabei quasi als Zwillinge zeichnet, zeigt sich darin auch seine Vorstellung von der Ambivalenz des Menschen, fähig zur guten Tat ebenso wie zum Verbrechen. Der Zufall kann dabei jeweils den Ausschlag geben, welchen Weg man einschlägt.
Takino Schaan: Mo 20.11., 18.15 Uhr

 

I Am Not Your Negro: Ausgehend von einem 1979 entstandenen 30-seitigen Manuskript des afroamerikanische Autors James Baldwin (1924 – 1987), das von Samuel L. Jackson gesprochen wird, wirft Raoul Peck nicht nur einen radikal persönlichen Blick auf die Rolle der Afroamerikaner in der US-Gesellschaft und ihrer Marginalisierung und Unterdrückung, sondern zieht den Zuschauer damit auch in die Materie hinein, lässt ihn mit den Augen des Schriftstellers auf die Ereignisse blicken.
Gleichzeitig wird die subjektive Perspektive durch eine Fülle von Archivmaterial wiederum geweitet, werden die Aussagen Baldwins durch Fotos, Ausschnitte aus Filmen, Werbung und TV-Diskussionen belegt und verstärkt, aber auch Parallelen zur Gegenwart hergestellt.
In seiner kraftvollen und ungemein dichten, aber immer übersichtlichen und durch die großartige Musikmontage mitreißenden Collage an Gedanken und Bildern spannt Peck den Bogen vom Massaker an den Lakota-Indianern am Wounded Knee im Jahr 1890 bis zur Gegenwart. Mittels der Texte Baldwins zeichnet er dabei die Geschichte der USA nicht nur als eine Geschichte der Gewalt und des Rassismus, sondern deckt auch die Gespaltenheit der US-Gesellschaft auf. – Keine schöne Geschichte, aber eine, die erzählt werden muss und gesehen werden sollte.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 22.11., 20 Uhr + Fr 24.11., 22 Uhr