Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 15. Aug 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (16.8. - 22.8. 2013)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche im Metrokino Bregenz Brillante Mendozas hyperrealistisches philippinisches Entführungsdrama "Captive". Einen Klassiker gibt es dagegen im Kunstmuseum Liechtenstein mit Claude Chabrols Debüt "Le beau Serge - Die Enttäuschten" zu sehen.

Captive: Im Mai 2001 drangen vermummte Muslime in ein philippinisches Ferienresort ein und entführten zwölf Ausländer. Brillante Mendoza bietet keine Erklärungen, folgt nur dieser Gruppe, bis zur gewaltsamen Beendigung der Geiselnahme im Juni 2002.
In hyperrealistischer Inszenierung lässt der philippinische Regisseur den Zuschauer die Gefangenschaft hautnah erfahren. Man meint den niederprasselnden Regen fast im Kino zu spüren, durch unruhige Kamerabewegungen und nervösen Schnitt ist man mitten drin, wenn das Boot der Entführer von einer Patrouille kontrolliert wird, wenn es in und um ein Krankenhaus zum Schusswechsel mit dem Militär kommt und einerseits gestorben, andererseits ein Kind geboren wird.
In der quasidkokumentarischen Nachzeichnung der Ereignisse lässt es "Captive" allerdings an Vielschichtigkeit vermissen. Mendoza beschränkt sich ganz auf die faktischen Ereignisse, lässt weder tiefer ins Leben und Denken der Entführer noch in das der Entführten blicken, und wagt nur einmal diese realistische Ebene zu verlassen, wenn Isabelle Huppert, die die gefangene Sozialarbeiterin Therese ganz ohne Starallüren spielt, in einem magischen Moment mitten im Dschungel einen farbenprächtigen Vogel sieht, der sich in die Lüfte erhebt.
So zieht sich dieses Entführungsdrama trotz klarer und sehr geschlossener Handlungsführung sowie zupackender und kraftvoller Erzählweise mit zwei Stunden gegen Ende doch und es bleibt nicht viel mehr als die Erkenntnis, dass der Hauptschuldige die philippinische Regierung ist, die auf die Unabhängigkeitsbestrebungen der Moslems auf Mindanao nicht adäquat reagiert und gegen Kidnapper ohne Rücksicht auf die Geiseln vorgeht.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 16.8., 22 Uhr


Le beau Serge - Die Enttäuschten: Aus der Kritik am französischen Kino der 1950er Jahre, dem vor allem Francois Truffaut den Vorrang von handwerklicher Perfektion gegenüber persönlicher Autorenschaft vorwarf, entstand Ende des Jahrzehnts die "Nouvelle Vague". Die jungen Kritiker der "Cahiers du cinema" wie Truffaut, Godard und Rivette begannen nun ihre eigenen Filme zu drehen. Legendär sind Godards "A bout de souffle" und Truffauts "Les quatre cents coups", doch als erster Film der neuen Bewegung gilt Claude Chabrols "Le beau Serge" (1958).
In diesem Erstlingswerk, das Chabrol mit einer Erbschaft seiner Frau finanzierte, kehrt ein Mann nach Jahren in sein Heimatdorf zurück, um sich dort von einer Lungenerkrankung zu erholen. Er besucht seinen Jugendfreund, den "schönen Serge", der geheiratet hat, doch nach der Geburt und dem Tod seines am Down-Syndrom leidenden Kindes dem Alkohol verfallen ist.
Die Stärke des im Departement Creuze an Originalschauplätzen und mit Einbindung der lokalen Bevölkerung gedrehten Films liegt in der unbarmherzigen Schilderung des ländlichen Milieus. Kein erholsames Idyll ist dies, sondern ein lähmendes Umfeld. Offen lässt Chabrol, ob der Tod des Kindes und die unglückliche Ehe oder die Atmosphäre des Dorfes an Serges Niedergang schuld war.
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz: Do 22.8., 20 Uhr