Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 15. Jän 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (16.1. - 22.1. 2012)

Im Kino Madlen läuft diese Woche mit „Margin Call – Der große Crash“ ein starbesetzter Wirtschaftsthriller über den Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008. Von der Realität in eine Wunderwelt abtauchen lässt dagegen Tim Burton mit seiner Roald Dahl-Verfilmung „Charlie und die Schokoladenfabrik“, die das Filmforum Bregenz im Rahmen des Kinderkinos zeigt.

Margin Call – Der große Crash: JC Chandor erzählt in seinem Wirtschaftsthriller von einer New Yorker Investmentbank, die unmittelbar vor Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008 das Schreckensszenario erkennt. Fieberhaft versuchen die Banker die eigene Firma zu retten, indem alle Wertpapiere innerhalb weniger Stunden abgestoßen werden.
Ganz auf einen Tag konzentriert sich Chandor und verlässt kaum einmal das Bankgebäude. Visuell bietet das zwar recht wenig, doch diese Beschränkung verleiht dem Film Geschlossenheit und Dichte. In den Dialogen, die dieses Kammerspiel bestimmen und tragen, erhält man einen Einblick in die Mechanismen der Bankgeschäfte und die Hektik am Tag vor der Krise, ohne dass der Zuschauer mit Fakten überfordert würde.
Mit Kevin Spacey, Paul Bettany und Jeremy Irons, der als Oberboss groß aufspielt, aber auch lustvoll überspielt, ist das auch glänzend besetzt, doch bleiben die Figuren letztlich Funktionsträger und werden eben nicht zu Menschen aus Fleisch und Blut.
Keine Konturen gewinnen sie, da man nichts über ihr Privatleben erfährt, und so folgt man ihnen auch so kühl wie Chandor auf das Bankwesen blickt. Das Nüchterne kann man durchaus auch positiv sehen, aber Emotionen kommen damit eben auch nicht auf und nur in wenigen Momenten verlässt Chandor die sachlich realistische Ebene und wagt sich vor zu bissiger Satire, als die der Film wohl mehr Durchschlagskraft entwickeln hätte können. So bleibt es bei einer aufschlussreichen, von der Handlungsentwicklung her packenden, aber von den Figuren her doch auch etwas blutleeren Lehrstunde in Sachen Genese der Wirtschaftskrise.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 16.1., 20.15 Uhr


Charlie und die Schokoladenfabrik: In Roald Dahls Kinderbuch hat Tim Burton eine kongenial zu seiner Welt passende Vorlage gefunden. Hier konnte Burton alles hineinlegen, was sein Werk kennzeichnet, konnte eine fantastische Bilderwelt gestalten, in der die überbordende Fantasie der Settings die Erzählung bestimmt und diese mit detailreicher und liebevoller Figurenzeichnung verbinden
Im Mittelpunkt steht der aus armer Familie stammende Charlie Buckets, der von einem Besuch in der Schokoladenfabrik von Willy Wonkas träumt. Der Traum wird Wirklichkeit, als Charlie eines der fünf Tickets findet, die in den Schokoladetafeln versteckt sind. Einen Tag lang will der von Johnny Depp gespielte Fabrikant den Findern seine Fabrik zeigen.
Hinreißend kontrastiert Burton den tristen Alltag der Familie Buckets mit der knallbunten Wunderwelt von Wonkas, zeichnet wunderbar prägnant die fünf Kinder, bei denen sich der Bogen vom braven Charlie über den fetten Augustus Glupsch aus Düsseldorf, die verwöhnte englische Adels-Göre und den aggressiven TV-süchtigen Amerikaner Mike TV bis zur ebenfalls aus Amerika kommenden, von ihrer Mutter mit Ehrgeiz aufgeladenen und stets Kaugummi-kauenden Valerie spannt.
Lustvoll zitiert Burton in Wonkas Wunderwelt auch aus der Filmgeschichte, kann auf die Busby-Berkeley-Musicals ebenso wie auf „The Wizard of Oz“, „Ben Hur“, „Psycho“ oder „2001“ anspielen und in der reichen, aber einsamen Titelfigur findet sich auch wieder ein typischer Burton-Außenseiter. Mag es da auch dramaturgische Schwächen geben, die visuelle Dichte und der überbordende Detailreichtum helfen diesem Märchen locker darüber hinweg und machen „Charlie und die Schokoladenfabrik“ zu einer unwiderstehlichen zarten Versuchung, die gleichzeitig eine Absage an das Nützlichkeitsdenken und ein Plädoyer für die schönen, aber nicht unbedingt wichtigen Dinge - wie eben Schokolade ist. – Deshalb auch der Schlusssatz des Films: „Das Leben war nie süßer“.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 21.1., 15 Uhr