L-E-V Dance Company mit „Into the Hairy“ beim Bregenzer Frühling (Foto: Katerina Jezz/L-E-V Dance/Bregenzer Frühling)
Walter Gasperi · 15. Aug 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (16.8. - 22.8. 2019)

Im Kinotheater Madlen steht diese Woche der Dokumentarfilm „Ly-Ling und Herr Urgesi" auf dem Programm. Das Kunsthaus Bregenz zeigt dagegen im Rahmen seines Open-Air-Kinos mit Andrej Tarkowskis „Stalker“ ein Schwergewicht des Autorenfilms.

Ly-Ling und Herr Urgesi: Gegensätze prallen im Dokumentarfilm von Giancarlo Moos bei der Zusammenarbeit des 73-jährigen Feinmaß-Schneiders Cosimo Urgesi und der Modedesignerin Ly-Ling Vilaysane in ihrem Atelier in der St. Galler Bahnhofsstraße aufeinander. Nicht nur zwei Generationen und ein Mann und eine Frau, sondern mit dem gebürtigen Italiener und der 1980 im Appenzell als Tochter von Flüchtlingen aus Laos geborenen Asiatin auch unterschiedliche Kulturen und unterschiedliche Vorstellungen von Mode stehen sich hier gegenüber.
Witz entwickelt „Ly-Ling und Herr Urgesi" aus dem Zusammenstoß dieser Gegensätze und bleibt trotz der daraus resultierenden Konflikte immer leicht. Indem Moos, der seine Protagonisten eineinhalb Jahre lang mit der Kamera begleitete, kommentarlos und unaufgeregt, aber immer mit spürbarer Empathie bei den Diskussionen zuschaut, ist ein liebevoller Porträtfilm entstanden, der treffenden Einblick in zwei unterschiedliche Charaktere und die Schwierigkeiten einer solchen Zusammenarbeit vermittelt. Zu verdanken ist das freilich auch den beiden Protagonisten, die völlig natürlich vor der Kamera agieren und mit sichtlichem Vergnügen ihre unterschiedlichen Ansichten darlegen.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 19.8., 20.15 Uhr


Stalker:
Nur sieben Filme hat der 1932 in der Sowjetunion geborene und 1986 im Pariser Exil verstorbene Andrej Tarkowski gedreht, gehört aber dennoch unbestritten zu den ganz großen Regisseuren des Kinos. 160 Minuten lässt er sich in „Stalker“ Zeit, um von einer Reise in eine verbotene Zone zu erzählen, in der der geheimste Wunsch in Erfüllung gehen sollen. Mit fünf Personen kommt er dabei aus und benötigt auch keine Special-Effects.
In einer armseligen Hütte in einer in Sepiafarben getauchten verfallenen Industrielandschaft wohnt der Mann, der Fremde in das verbotene Gebiet führt, mit seiner Frau und seiner kranken Tochter. Einen Professor und einen Schriftsteller soll er nun in dieses in die im Gegensatz zur Umgebung grüne Zone führen, lange philosophische Diskussionen entwickeln sich auf der Reise, Lebensansichten und Weltbilder werden hinterfragt, Hoffnungen und Zweifel treten zu Tage.
In langen Einstellungen mit langsam gleitender Kamera lässt Tarkowski den Zuschauer mit atemberaubenden Bilder in die Welt seines Films eintauchen, zwingt ihn aber auch sich den aufgeworfenen Fragen nach Glück und den innersten Wünschen zu stellen. Einlassen muss man sich freilich auf den meditativen Rhythmus dieses Meisterwerks, dann aber wird man eine ziemlich einzigartige Filmerfahrung machen. 
Open-Air beim Kunsthaus Bregenz: Mi 21.8., 21 Uhr

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