Neue Ausstellung im KUB ab 1. Februar 2025: Precious Okoyomon, To See the Earth before the End of the World, 2022, 59th Biennale Vendedig, 2022 (Foto: Clelia Cadamuro, © Okoyomon)
Walter Gasperi · 15. Mär 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (16.3. – 22.3. 2018)

Der FKC Dornbirn zeigt diese und das Filmforum Bregenz nächste Woche Claire Denis´ Liebesfilm "Un beau soleil interieur - Meine schöne innere Sonne". Im Kunstmuseum Liechtenstein steht dagegen Walter Ruttmanns Stummfilmklassiker "Berlin - Die Sinfonie der Großstadt" auf dem Programm.

Un beau soleil interieur – Meine schöne innere Sonne: In Claire Denis´ bittersüßer Komödie hält eine 50-Jährige Malerin (Juliette Binoche) am Traum von der großen Liebe fest, erfährt dabei aber nicht nur Glücksmomente, sondern auch Enttäuschungen.
Bestechend fängt Kamerafrau Agnès Godard in diesem Liebesfilm, für den Denis Roland Barthes´ 1997 erschienenes Buch „Fragmente einer Sprache der Liebe“ als Inspiration diente, das Begehren der Protagonistin ein. Hautnah ist ihre Kamera immer wieder an Juliette Binoches Gesicht, das manchmal in einer Einstellung zwischen Lachen und Weinen wechselt. In langen ruhigen Einstellungen, in denen viel geredet wird, lässt sie dem französischen Star viel Raum.
Aber auch die Körperlichkeit verstehen Denis und Godard wie nur wenige zu vermitteln. Herausragend ist hier eine Szene, in der Isabelle in einer Disco zu Etta James´ “At Last - My Love Has Come Along“ tanzt.
Typisch französische leichtfüßige Komödie und intelligenter Diskurs über die Liebe fließen bis zur abrupten Wendung am Schluss bruchlos ineinander. Quasi aus dem Nichts taucht hier nämlich Gerard Depardieu als Wahrsager auf, der ebenfalls gerade eine Trennung hinter sich hat. Das Glück kann er Isabelle in dieser hinreißenden, rund viertelstündigen Sitzung auch nicht versprechen, bringt Binoche aber mit dem Ratschlag „open“ zu sein, sich nicht von anderen beeinflussen zu lassen, sondern so zu leben, wie man möchte, und dem Versprechen, dass eine neue Liebe kommen wird, nochmals so richtig zum Strahlen.
Kitsch könnte das sein, doch im fließenden Changieren zwischen Ernst und Ironie versprüht diese Szene wie der ganze Film einen Charme, der den Zuschauer mit einem Lächeln und einem Glücksgefühl das Kino verlassen lässt.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 21.3., 18 Uhr + Do 22.3., 19.30 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Do 29.3., 20 Uhr + Sa 31.3., 22 Uhr

 

Berlin - Die Sinfonie der Großstadt: Der Untertitel „Sinfonie“ sagt schon Einiges über die Form von Walter Ruttmanns 1927 entstandenem Stummfilm. Hier geht es nicht um inhaltliche Tiefe, sondern um durch die Montage rhythmisierte visuelle Eindrücke des Großstadtlebens. Von der ruhigen Nacht mit der rasenden Fahrt eines Dampfzuges durch die Vorstädte, über das Erwachen mit Einsetzen der Fabrikarbeit, der Schule, der Büroarbeit und die Mittagspause bis zum neuerlichen Einsetzen der Arbeit und dem sich anschließenden Nachmittagscafe, dem frühen Abend und schließlich der Illumination der Großstadt bei Kinobesuch, Varieté, Tanz- und Sportveranstaltungen bis hin zu einem Feuerwerk spannt sich der Bogen.
In einem Rundumschlag, in dem Szenen von Bettlern und armen Straßenmusikanten, von tristen Sozialbauten und dem schicken Leben der High Society unmittelbar aufeinander treffen, wird ein Einblick vom pulsierenden Leben in der Metropole vermittelt, ohne irgendeinen sozialkritischen Akzent zu setzen. Individuen interessieren Ruttmann nicht – es geht einzig um den Rhythmus der Bilder.
In seiner Nüchternheit ist „Berlin - Die Sinfonie der Großstadt“ ein Musterbeispiel für einen Film der „Neuen Sachlichkeit“. Der Vorwurf, dass sich in diesem Film schon nationalsozialistische Ästhetik findet, scheint freilich zu weit gegriffen. Bahn brechend ist Ruttmanns Film vielmehr in seiner Reduktion aufs Zeichenhafte, zeitlos in seinem rein formalen Ansatz und seiner mitreißenden Dynamik.
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz: Do 22.3., 20 Uhr