Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 14. Jul 2022 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.7. - 21.7. 2022)

Der FKC Dornbirn zeigt diese Woche den Dokumentarfilm „I Am the Tigress", in dem der Dornbirner Philipp Fussenegger die afroamerikanische Bodybuilderin Tisha Thomas porträtiert. Im Heerbrugger Kinotheater Madlen gibt es mit „Wild Men" eine schwarzhumorige dänische Komödie zu sehen, in der sich ein Mann in die Wälder zurückzieht.

I Am the Tigress: Hautnah folgt der Dornbirner Philipp Fussenegger in seinem Dokumentarfilm kommentarlos der afroamerikanischen Bodybuilderin Tisha „The Tigress" Thomas durch ihren Alltag und zu Wettkämpfen.
Man sieht sie beim Training, bei einem Wettkampf in den USA. Man hört sie über die Schiedsrichter schimpfen, sieht zu, wie der Körper eingeölt wird. Immer wieder rückt der Film ihren muskulösen Körper, ihren Bizeps und ihre Rückenpartie ins Bild. Die Wettkämpfe an sich werden aber kurz gehalten, beschränken sich auf einen in den USA und später auf einen in Bukarest.
Intensives Körperkino wird so geboten, aber so stark sich „The Tigress" auch körperlich präsentiert, so viel Selbstbewusstsein im Filmtitel oder in ihren Instagram-Videos, die eingeschnitten sind, zum Ausdruck kommen, so sehr wird doch dahinter auch ihre Sensibilität und Verletzlichkeit spürbar. Sie spricht nämlich auch über Mobbing in der Kindheit als Auslöser für ihr Training, bricht bald in Tränen aus und zeigt sich als innerlich unsichere, ängstliche und scheue Frau, betont dann aber doch wieder, dass ihre Muskeln ihr auch innere Stärke und Selbstbewusstsein verleihen.
Gleichzeitig kann man in der Freundschaft Tishas zu dem 70-jährigen Weißen Edward, der sie quasi coacht und zu den Wettkämpfen begleitet, auch einen Gegenpol zum amerikanischen Rassismus und ein Beispiel für harmonisches Zusammenleben sehen.
Filmkulturclub Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 20.7., 18 Uhr + Do 21.7., 19.30 Uhr

Wild Men: Ein Mann (Rasmus Bjerg) hat seine Familie verlassen und lebt in der norwegischen Bergeinsamkeit als steinzeitlicher Jäger und Sammler. Doch ein flüchtiger Drogenschmuggler (Zaki Youssef) stört seine Ruhe.
Thomas Daneskov setzt in seinem zweiten Spielfilm, der mit seinem schwarzen Humor und der Lust am Deftigen an die Filme seines Landsmannes Anders Thomas Jensen („Riders of Justice") erinnert, nicht auf stringente Handlungsführung. Vielmehr spannt er mit mehreren Parallelhandlungen ein breites Netz und vertraut auf herrlich schräge Typen und lustvoll ausgespielte kleine Szenen.
Immer wieder hinterfragt wird dabei auch Martins Verständnis von Männlichkeit. Nicht nur anachronistisch wirkt er in seiner Fellkleidung, sondern auch völlig unfähig als Jäger zu überleben. Als pure Verkleidung entpuppt sich sein Auftreten zunehmend, doch ein weiter Weg ist es, bis er sich davon lösen und zu seinen Gefühlen zu stehen und diese auszudrücken lernt.
Wunderbar trocken ist das inszeniert, nicht zu übersehen ist aber auch, dass „Wild Men", der gleichermaßen Buddy-Movie wie im Finale die Geschichte einer Läuterung ist, dazu tendiert, in einzelne Szenen zu zerfallen. Andererseits gibt es aber immer wieder eindrückliche Momente, in denen Absurdes und Berührendes fließend ineinander übergeht. So gewinnt auch der Polizei-Chef (Bjørn Sundquist) Profil, wenn er zunächst scheinbar völlig unpassend von seiner Leidenschaft fürs Fliegenfischen spricht, dann aber diese in Beziehung zu seiner Ehe setzt. Berührend wird dabei auch auf dieser Ebene sichtbar, wie wenig Männer mit ihren Gefühlen umgehen können und wie schwer sie es sich damit im Leben machen oder auch Beziehungen gefährden.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 18.7., 20.15 Uhr


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