„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Walter Gasperi · 14. Feb 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (15.2. - 21.2. 2019)

Der FKC Dornbirn zeigt diese Woche "Angelo", in dem Markus Schleinzers in streng stilisierten Szenen vom Wiener "Hofmohren" Angelo Soliman erzählt. Im Takino Schaan steht dagegen im Rahmen der Reihe "Gutenberg im Kino" Pawel Pawlikowskis meisterhaftes Drama "Ida" auf dem Programm.

Angelo: Spätestens, wenn die im 18. Jahrhundert aus Afrika verschleppten jungen Farbigen in einer Lagerhalle mit Stahlträgern und Neonlicht zum Kauf angeboten werden, wird klar, dass Markus Schleinzer in der Vergangenheit die Gegenwart spiegeln will.
Eine Gräfin (Alba Rohrwacher), die ebenso namenlos bleibt wie alle anderen Personen außer dem Protagonisten Angelo, dessen Nachname Soliman aber nie erwähnt wird, nimmt den kleinen Afrikaner zu sich – und schon setzt die Europäisierung ein, wenn Angelo getauft wird, Französisch lernen muss und geschlagen wird, nachdem er farbenprächtige Vögel aus einer Voliere freigelassen hat.
In aufs Wesentliche verdichteten Szenen thematisiert Schleinzer in seinem sehr elliptisch erzählten Film Fragen der Identität und von Heimat, diskutiert aber auch den Begriff der Freiheit.  Äußerlich wird Angelo, dessen Biographie nur sehr fragmentarisch überliefert ist, diese zwar erreichen, doch über den Tod hinaus wird er von der Gesellschaft vereinnahmt, wenn sein präparierter Leichnam schließlich als Schauobjekt neben Eisbären und Vögeln in einem Museum ausgestellt wird.
Nicht leicht zugänglich ist „Angelo“ in seiner streng stilisierten Erzählweise. Andererseits besticht dieser spröde Historienfilm aber mit seinen genau kadrierten und vielfach nur von Kerzenlicht erleuchteten langen Einstellungen, die an Peter Greenaways „Der Kontrakt des Zeichners“ erinnern, ebenso wie durch die zeitlosen und universellen Fragen, die aufgeworfen werden.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 20.2., 18 Uhr + Do 21.2., 19.30 Uhr

 

Ida: Im Polen des Jahres 1962 erfährt eine Novizin kurz vor dem ewigen Gelübde, dass sie eigentlich Jüdin ist und macht sich mit ihrer Tante, einer kommunistischen Richterin, auf die Suche nach ihrer Vergangenheit.
Noch herber und strenger als der großartige „Cold War“ ist Pawel Pawlikowkis 2014 mit dem Europäischen Filmpreis und 2015 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnetes Meisterwerk. Auch hier erweckt nicht nur das Schwarzweiß, sondern auch das fast quadratische alte 4:3-Format den Eindruck, dass der Film aus der Zeit stammt, in der er spielt. Aber auch hier wird durch die Brillanz der Bilder, ihre Schärfe und die fein abgestuften Grautöne sichtbar, dass dies ein Werk ist, das mit modernster Technik gedreht wurde.
Doch nicht nur das Format, sondern auch die genau kadrierten, vielfach distanzierten Einstellungen sorgen für ein Gefühl der Enge und Beklemmung. Auch die weiten Landschaftsbilder einer winterlich kalten und tristen polnischen Provinz evozieren kein Gefühl von Weite und Freiheit. Dazu kommt, dass die Kamera kaum bewegt wird und die Figuren immer wieder im Brustbild ganz unten positioniert, sodass nach oben hin viel Raum frei bleibt. Eindringlich vermittelt diese Statik die Gefangenschaft der beiden Protagonistinnen in ihren Verhältnissen.
Dennoch entlässt dieses leise, aber in der formal und inhaltlich konsequenten Inszenierung intensive Drama den Zuschauer nicht niedergeschlagen, denn einerseits lässt Pawlikowski durch Jazzmusik, die in Hotelbars gespielt wird, eine neue Zeit heraufdämmern, andererseits lässt er auch Ida am Ende klar und entschlossen einen Weg einschlagen.
Takino Schaan: Do 21.2., 18 Uhr