Konzert der Stella Sinfonietta unter der Leitung von Benjamin Lack (Foto: Victor Marin)
Walter Gasperi · 13. Sep 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (14.9. - 20.9. 2012)

Im Rahmen der „Walser Filmtage“ wird diese Woche in St. Gerold Renata Schmidtkunz´ Dokumentarfilm „Das Weiterleben der Ruth Klüger“ gezeigt. Tanzfilme, darunter „Billy Elliot – I Will Dance“, stehen dagegen in einer von TanzPlan Ost im Heerbrugger Kino Madlen organisierten Filmreihe auf dem Programm.

Das Weiterleben der Ruth Klüger: International bekannt wurde Ruth Klüger 1992 mit ihrem Bestseller „weiter leben“. Darin erzählt die 1931 in Wien als Tochter eines jüdischen Frauenarztes geborene Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin von ihrer Jugend während des Nationalsozialismus, der Deportation nach Theresienstadt und Auschwitz bis zur Flucht kurz vor Kriegsende und der Emigration in die USA.
Renata Schmidtkunz begleitete für ihren Dokumentarfilm Ruth Klüger drei Jahre lang und reiste mit ihr von ihrer Wahlheimat Kalifornien, nach Göttingen, wo sie ab 1988 eine Gastprofessur hatte, nach Jerusalem und schließlich auch nach Wien. Neben Klüger kommen auch ihre beiden Söhne, Arbeitskollegen und Freunde zu Wort.
Schmidtkunz geht es nicht um die chronologische Aufarbeitung von Klügers Leben, sondern sie zeichnet vielmehr ein einfühlsames Porträt, in dem die Empfindungen und Gefühle wichtiger sind als Fakten. So ergibt sich das bewegende Bild einer beeindruckenden Frau und man spürt das Nahverhältnis zwischen der Regisseurin und der Porträtierten. Kritische Akzente sucht man bei einer solchen Hommage freilich vergebens und nicht zu übersehen ist auch, dass der Film von Talking Heads dominiert wird, die visuelle Ebene daneben nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt.
„Walser Filmtage“, Gemeindehaus St. Gerold: Fr 14.9., 20.30 Uhr


Billy Elliot – I Will Dance: Nordengland während des Bergarbeiterstreiks 1984: Der 11jährige Halbwaise Billy (Jamie Bell) zieht Ballettunterricht dem Box-Training vor. Der Vater ist dagegen und muss vom tänzerischen Talent seines Sohnes überzeugt werden.
Der englische Theaterregisseur Stephen Daldry erzählt in seinem ersten Spielfilm eine Geschichte à la "Rocky" und "Flashdance", verlegt sie aber ins englische Bergarbeitermilieu. Die Aussage bleibt die gleiche: Hier wie dort werden Selbstverwirklichung und der Ausbruch aus bedrückenden sozialen Verhältnissen durch hartes Training und gegen äußere Widerstände versprochen: Alles ist möglich - du musst nur an dich glauben!
Nicht nur die Geschichte ist altbekannt, auch formal ist "Billy Elliot" konventionell erzählt. Die zu Beginn noch überzeugend geschilderten sozialen Bedingungen bleiben dann doch nur Staffage und wirken aufgesetzt, von "Brassed Off" oder den Filmen Mike Leighs trennen Daldrys Film Welten. - Die soziale Realität ist für Daldry nur ein Mittel, um das Publikum auf der Gefühlsebene anzusprechen.
Dass "Billy Elliot" wenigstens auf dieser emotionalen Ebene funktioniert, liegt nicht nur an den mitreißenden Tanzszenen und der Mischung von Komik und Melodramatik, sondern auch an der Personenkonstellation. Mit einem kleinen Jungen, dessen Mutter gerade gestorben ist, einem verbitterten, aber schließlich doch einsichtigen Vater und einer schrulligen Großmutter kann man sich - wenn diese auch noch von natürlichen und unverbrauchten SchauspielerInnen gespielt werden - der Rührung der/s ZuschauerIn sicher sein.
Kino Madlen, Heerbrugg: Di 18.9., 20.15 Uhr