Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 13. Feb 2020 · Film

Aktuell in den Filmclubs (14.2. - 20.2. 2020)

Im Kino Madlen in Heerbrugg steht diese Woche unter anderem der starke marokkanische Frauenfilm "Adam" auf dem Programm. Der Spielboden Dornbirn zeigt dagegen in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems das packende Doku-Drama "Die Unsichtbaren - Wir wollen leben".

Adam: Einen Gegenpol zum Spektakelkino, das oft mit viel Aufwand und Budget innere Leere zu kaschieren versucht, stellt das Langfilmdebüt der 39-jährigen Marokkanerin Maryam Touzani dar. Sie beweist mit „Adam“, wie wenig letztlich notwendig ist, um einen kleinen großen Film zu drehen, wenn der Blick und die Schauspieler stimmt und feinfühlig ein Thema ausgeschöpft wird: Ganz klein gehalten ist die Geschichte, ganz eng gefasst ist der filmische Raum – und doch ist alles da, was nötig ist.
Im Mittelpunkt steht die hochschwangere Samia (Nisrin Erradi), die in der Altstadt von Casablanca Arbeit und Unterkunft sucht und schließlich von der Bäckerin Abla (Lubna Azabal), die allein mit ihrer achtjährigen Tochter lebt, aufgenommen wird.  
Fast ausschließlich in der Wohnung Ablas, in der auch Brot und Backwaren wie Msemmen oder Harcha hergestellt und dann durch ein Fenster zur Straße verkauft werden, spielt „Adam“.
Ebenso feinfühlig wie visuell bestechend erzählt Touzani auf diesem engen Raum von Frauenfreundschaft und Mutterschaft. Unaufdringlich wird dabei auch das Thema Backen mit der Schwanger- und Mutterschaft Samias verknüpft. Wie der Teig liebevoll geknetet werden muss, so muss auch Samia langsam erst psychisch in die Mutterrolle hineinwachsen, muss eine emotionale Beziehung zu ihrem Kind entwickeln. Dass dieses „Adam“ heißt und zudem dem Film den Titel gibt, obwohl es erst kurz vor Schluss geboren wird, kann auch als Verweis auf den biblischen Adam gelesen werden und lässt wiederum Raum für vielfältige Interpretationen offen.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 17.2., 20.15 Uhr

Die Unsichtbaren – Wir wollen leben: Propagandaminister Joseph Goebbels erklärte 1943 Berlin für judenfrei, doch in Wahrheit lebten damals 7000 Juden in der Hauptstadt im Untergrund, entzogen sich der Deportation in ein Vernichtungslager im Osten Europas durch Abtauchen in die Illegalität. 1500 davon überlebten das NS-Regime, Claus Räfle fokussiert in seinem Doku-Drama auf vier davon: Cioma Schönhaus, Hanny Levy, Eugen Friede, Ruth Gumpel. Der Grimme-Preisträger konzentriert sich ganz auf die Zeit zwischen dem Gang in den Untergrund und dem Kriegsende. Geschickt ist die Wahl der Protagonisten, werden damit doch ganz unterschiedliche Arten des Überlebens geschildert.
Ein kluger Schachzug ist auch, dass die Geschichten nicht hintereinander erzählt, sondern ineinander geschnitten werden, denn Parallelitäten und Unterschiede werden so einerseits sichtbar, andererseits entwickeln sich die Geschichten nebeneinander auch immer wieder auf dramatische Höhepunkte hin.
Dicht, aufwühlend und schlüssig wird so ein wenig beachteter Aspekt der Judenverfolgung und ein Gefühl für das Leben in ständiger Anspannung und Heimlichkeit vermittelt, wird aber nicht Hass gegen Deutschland geschürt, sondern ganz klar auch immer wieder herausgestrichen, dass es auch Deutsche gab, die den Juden unter Lebensgefahr halfen. Auf der anderen Seite wird aber auch aufgezeigt, dass es auch jüdische Spitzel der Gestapo gab, die darauf angesetzt waren, untergetauchte Juden aufzuspüren.
Packend zeigt Räfle auch, wie mit Kriegsende die Untergetauchten nun wiederum ihre jüdische Identität beweisen mussten, um nicht dem Hass der Sowjet-Soldaten gegenüber den Deutschen anheim zu fallen und getötet zu werden.
So entstand ein bruchloses und geschlossenes Zeitdokument, das sowohl an den Terror des NS-Regimes, aber auch an Zivilcourage in gefährlichen Zeiten erinnert.
Spielboden Dornbirn: Do 20.2.., 19.30 Uhr