"Mit einem Tiger schlafen": Anja Salomonowitz‘ Spielfilm über die Künstlerin Maria Lassnig derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: Stadtkino Wien Filmverleih)
Walter Gasperi · 11. Mär 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (12.3. - 18.3. 2012)

Im Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz wird diese Woche Elem Klimovs gewaltiger und gewaltreicher Antikriegsfilm „Idi i smotri – Komm und sieh“ gezeigt. Ein in Los Angeles gedrehter Film eines Österreichers läuft dagegen mit Ernst Gossners „South of Pico“ im Bahnhof Andelsbuch. Von Gossner gibt es in Andelsbuch zudem am 15.3. seinen Dokumentarfilm „Global Warning“ zu sehen.

Idi i smotri – Komm und sieh: Mit den Augen eines Kindes blickt der Russe Elem Klimov in seinem 1985 entstandenen Film auf den Krieg. Zeuge unvorstellbarer Grausamkeiten wird der Jugendliche Fljora, als die Nazi-Truppen in der Weißrussischen Sowjetrepublik einmarschieren. Auf Massakers der Nazis reagieren die Partisanen, denen sich Fljora anschließt, wiederum mit  Vergeltungsaktionen. Nur über einen kurzen Zeitraum spannt sich die Handlung des Films, doch Fljora wird am Ende ein alter Mann sein.
Indem Klimov konsequent aus der Perspektive des Jungen erzählt, zwingt er auch dem Zuschauer diese Sicht auf, zieht ihn auch mit einer fulminanten Tonspur hinein in den Strudel der Grausamkeiten und lässt ihn hautnah miterleben. Kein Hauch von Heldentum gibt es hier, kein Ansatz von Verherrlichung des Kriegs, sondern nur das pure Grauen. Doch Klimov erzählt nicht von der „Bestie Mensch“, sondern zeigt in diesem bildgewaltigen und schonungslos ehrlichen Film, der in seinem Naturalismus an die Grenzen des Erträglichen geht, vielmehr wie der Krieg den Menschen zu einer Bestie macht. – Keine leichte Kost, sondern ein erschütterndes Meisterwerk, das man vielleicht nicht mehrmals sehen will, aber einmal gesehen haben sollte.
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz: Do 15.3., 20 Uhr


South of Pico: Das ursprüngliche Konzept für diesen Film entwickelte der Innsbrucker Ernst Gossner zwar schon in Tirol und das Projekt sollte auch in der Heimat des Filmemachers verwirklicht werden. Doch 1999 übersiedelte Gossner nach Kalifornien und absolvierte ein Regiestudium am American Film Institute in Los Angeles. Erst dort war dieses Episodendrama dann zu realisieren, das durch und durch amerikanisch ist und – obwohl zuvor geschrieben - stark an Paul Haggis´ oscargekrönten „L.A. Crash“ erinnert. Ausgehend von einem Unfall wird in fünf ineinander geschnittenen, aber durch nichts als durch den Unfall verbundenen Geschichten die Vorgeschichte der Beteiligten erzählt, ehe der Film am Ende wieder in den Unfall und eine Eskalation der Gewalt mündet.
Überzeugend gespielt und inszeniert sind die Episoden zwar an sich, doch die Erzählweise mit mehreren parallelen Handlungssträngen ist inzwischen etwas ausgelaugt, und Gossner gelingt es auch nicht die Episoden wirklich zu verschränken. So bleiben am Ende fünf einzelne Geschichten von Frustration, doch ihre Addition fügt sich nicht zu einem großen Gesamtbild. Das liegt auch daran, dass die Probleme mehr behauptet als verdichtet und wirklich spürbar werden. Man langweilt sich zwar aufgrund des raschen Szenenwechsels nicht, wird aber auch nicht wirklich in das Geschehen hineingezogen.
Bahnhof Andelsbuch: Fr 16.3., 20 Uhr