Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 11. Jul 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (12.7. - 18.7. 2019)

Jeden Abend Kino unter freiem Himmel wird diese Woche bei "Film am Markt" in Heerbrugg geboten. Lady Gaga kann man hier nochmals in ihrem Leinwanddebüt "A Star Is Born" sehen oder sich daran erfreuen, wie in der französischen Komödie "Ein Becken voller Männer"depressive Männer übers Synchronschwimmen wieder Lebensmut finden.

A Star Is Born: Die gegenläufige Geschichte vom absteigenden Star und dem Aufstieg einer Neuentdeckung ist ein beliebter Kinostoff. Nach William Wellman 1937, George Cukor 1954, dessen grandioses Melodram gleichzeitig auch das Comeback des gefallenen Kinderstars Judy Garland brachte, und Herbert Ross mit den Zugpferden Barbra Streisand und Kris Kristofferson 1976 legt Bradley Cooper mit seinem Regiedebüt die vierte Version der Geschichte vor.
Cooper selbst spielt auch die männliche Hauptrolle, das Ereignis des Films ist aber Lady Gaga in der Rolle der Küchenhilfe Ally, die vom alkoholsüchtigen Countrymusiker Jackson entdeckt wird und rasch ihren Mentor, der auch privat ihr Partner wird, überflügelt
Ganz auf die beiden Hauptdarsteller konzentriert sich der Film, Großaufnahmen ihrer Gesichter bestimmen die Erzählweise, aber atmosphärisch dicht und authentisch vermittelt Cooper immerhin auch die Stimmung bei den Konzerten.
Das Musikbusiness und die Rolle der Produzenten bei der Formung der Musiker beleuchtet Cooper nur am Rande, ins Zentrum stellt er die Liebesgeschichte, wobei er selbst in den Hintergrund tritt und Lady Gaga die Bühne überlässt. Diese singt nicht nur famos, sondern spielt auch überzeugend. – Vielleicht ist mit ihr ja wirklich ein neuer Leinwandstar geboren: Wie sie am Ende in einer einzigen langen ungeschnittenen Einstellung das letzte von ihrem Mann geschriebene Lied singt, ist zweifellos beeindruckend.
Film am Markt, Heerbrugg (Open Air): Di 16.7., 21.30 Uhr


Ein Becken voller Männer:
Ein depressiver Arbeitsloser (Mathieu Amalric) schließt sich einer Gruppe von Synchronschwimmern an, die alle mit persönlichen Problemen zu kämpfen haben.
Die Handlung ist vorhersehbar, aber französischen Stars wie Mathieu Amalric, Guillaume Canet, Benoît Poelvoorde und Virginie Efira zuzuschauen, bereitet dennoch großes Vergnügen. Mit viel Lust spielen sie diese Underdogs, harmonieren bestens und locker und unverkrampft ist auch die Inszenierung von Gilles Lellouche.
Im Mittelpunkt steht der von Amalric gespielte Bertrand. Von diesem als Anker kann Lellouche immer wieder in kurzen Szenen den Blick auf die Probleme eines Teils der anderen Schwimmer öffnen, auf den Unternehmer Marcus (Benôit Poelvoorde), der seine vierte Firma Richtung Konkurs steuert, auf den Familienvater Laurent (Guillaume Canet), dessen schwierige Beziehung zu seiner Mutter und seiner Frau offensichtlich beim Sohn eine Sprachstörung ausgelöst hat, auf den im Wohnwagen lebenden erfolglosen Rockmusiker Simon (Jean-Hugues Anglade), aber auch auf die alkoholkranke Trainerin Delphine (Virginie Efira).
Der Blick ist mitfühlend, allzu tief wird aber nicht gebohrt, sollen doch vor allem die Kraft der Gemeinschaft beschworen und Lebensfreude verbreitet werden, zu der auch die flotte, von viel Musik - von Pop bis Klassik - unterlegte Inszenierung beitragen soll.
Geschickt rafft Lellouche auch immer wieder das Geschehen mit Montagesequenzen und vermittelt im Wechsel zwischen Szenen einzelner Protagonisten und dem gemeinsamen Training auch das Spannungsfeld von Individualität und Teamgeist, von dem „Ein Becken voller Männer“ im Kern auch erzählt.
Film am Markt, Heerbrugg (Open Air): Do 18.7., 21.30 Uhr

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