Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 11. Apr 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (12.4. - 18.4. 2010)

Filmreihe Genmanipulation kontra ökologische Landwirtschaft: Bertram Verhaag dokumentiert in seinen beiden knapp einstündigen Filmen „Percy Schmeiser – David gegen Monsanto“ und „Der Bauer mit den Regenwürmern“ zwei Beispiele für den Kampf gegen genmanipulierte Lebensmittel. Steht in letzterem ein bayrisches Ehepaar im Mittelpunkt, das biologischen Ackerbau und biologische Viehzucht betreibt, so porträtiert Verhaag in „Percy Schmeiser – David gegen Monsanto“ den hartnäckigen Kampf eines kanadischen Farmers gegen den mächtigen Konzern Monsanto, der auf die Produktion von Saatgut und Insektengifte spezialisiert ist. Ausgangspunkt für Schmeisers Kampf und für den Film waren in den 90er Jahren Strafanzeigen Monsantos gegen ihn und andere Farmer. Der Vorwurf Monsantos lautete, dass diese widerrechtlich den patentierten genmanipulierten Samen des Multikonzerns, der sich durch Pollenflug auf die Felder der Farmer ausgebreitet hatte, benützt hätten. Monsanto stellte folglich Ansprüche auf Schadenersatz, sowie das Saatgut und die Ernte der Farmer und wollte die Farmer damit quasi zu seinen Leibeigenen machen.
Formal kommt der auf Interviews setzende Film nicht über eine solide Fernsehreportage hinaus, vermag aber in der Konzentration auf das Thema und auf wenige Interviewpartner plastisch aufzuzeigen, mit welchen Mitteln der Konzern arbeitet und wie man sich gegen diesen erfolgreich zur Wehr setzen kann. Dass die Gegenpartei nicht zu Wort kommt und der Film somit einseitig ist, steht freilich auf einem anderen Blatt. – Verhaag will ja kein objektives Bild zeichnen, sondern Mut machen zum Kampf gegen geldgierige Multikonzerne und für ein Engagement für eine Welt ohne genmanipulierte Lebensmittel.
Spielboden Dornbirn: Do, 15.4. (Percy Schmeiser – David gegen Monsanto), Fr, 16.4. (Der Bauer mit den Regenwürmern) – jeweils 20.30 Uhr


Tangerine: Das deutsche Paar Pia und Tom will sich zusammen und mit ein paar weiteren Musikerkollegen in Tanger mit marokkanischen Musikern treffen, um sich von diesen inspirieren zu lassen. Pia ist sich über ihre Beziehung zu Tom nicht mehr im Klaren, denn für Tom sind die Musik und die anderen Musiker wichtiger als sie: Soll sie sich von ihm trennen, soll sie es nochmals mit ihm versuchen, und wie soll es in ihrem Leben weiter gehen?
Da lernt Pia in einer Disco Amira kennen, die von zuhause geflohen ist, um der Zwangsverheiratung und den Schlägen ihres Onkels zu entgehen. Nun wohnt sie in einer Wohngemeinschaft von Prostituierten und träumt von einer Karriere als professionelle Tänzerin oder aber davon, sich einen Europäer zu angeln. So entwickelt sich bald eine leidenschaftliche Affäre zwischen Tom und Amira.
Stimmungsvoll bettet Irene von Alberti ihren ersten langen Spielfilm ins Ambiente von Tanger ein, das die Regisseurin selbst schon seit 15 Jahren kennt. Alberti versucht nicht aus der arabischen Perspektive zu erzählen, sondern wählt den Blick der Touristen. Da wird nichts besonders betont, auch nicht die sozialkritische Keule geschwungen, sondern, unterstützt von großartigen Schauspielern, ganz einfach ruhig und mit genauem Blick für die Labilität der Beziehungen und ihre Veränderungen erzählt. Wie Tanger als eine Stadt in der Schwebe zwischen Afrika und Europa wirkt, so bleiben auch die Personenkonstellationen in der Schwebe, fließend die Grenzen zwischen Freundschaft und Liebe, Anmache und Prostitution. – Flirrend und vage wirkt „Tangerine“ dadurch, und wie nebenbei bekommt man ganz unprätentiös natürlich auch viel von der Stellung der Frau und der schwierigen Situation von Prostituierten in einem arabischen Land mit.
TaSKino Feldkirch im Kino Namenlos: Fr, 16.4. – Di, 20.4.


Alice in Wonderland: Fantastisch-märchenhafte Welten sind ein Terrain, auf dem Tim Burton sich seit seinen Anfängen als Filmemacher immer wieder ausgetobt hat. Vor einer Verfilmung von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ schreckte er dennoch lange zurück, bis er sich von den Disney-Studios ködern ließ.
Wohl um Teenager als Zielpublikum anzusprechen, lässt Burton Alice nicht als kleines Mädchen, sondern als 19-Jährige in die Parallelwelt stürzen und erzählt ziemlich geradlinig vom Coming-of-Age und der Emanzipation einer selbstbewussten jungen Frau. So kann sich Alice, gereift durch die Erfahrungen in der Wunderwelt, schließlich den Zwängen der viktorianischen Gesellschaft, die sie im realen Leben erwarten, widersetzen.
Wie nicht anders zu erwarten ist die Bilderfülle und der Farbenreichtum schier überbordend, doch unübersehbar ist auch die Leere hinter dieser poppig-surrealen Verpackung. Vom Abgründigen und Morbiden, das sich in den besten Filmen Burtons immer hinter der Oberfläche verbarg, findet sich hier nichts. Großteils am Computer generierte Effekte dominieren, aber nichts verbirgt sich hinter der fantastischen Bilderflut. So ist dieses Fantasy-Abenteuer dank der stets neuen Einfälle zwar durchaus unterhaltsam und bietet einen Augenschmaus, lässt aber das Mehrsein, das Alice im Laufe der Filmhandlung finden muss, doch schmerzlich vermissen.
Takino Schaan: Fr, 16.4.; Sa, 17.4.; Fr, 23.4.; Sa, 24.4. - jeweils 22.30 Uhr