Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 11. Okt 2009 · Film

Aktuell in den Filmclubs (12.10. - 18.10. 2009)

Die Reise des chinesischen Trommlers: Zen-Trommler und Hongkong-Gangster – Kann man diese Gegensätze in einem Film unterbringen? Kenneth Bi versucht es und erzählt vom Sohn eines Hongkonger Gangsterbosses, der nach einer Affäre mit der Geliebten des Konkurrenten, um einer grausamen Bestrafung zu entgehen, vom Vater in eine abgelegene taiwanesische Bergregion verschickt wird. Dort stößt der den Luxus vermissende junge Mann bald auf eine Gruppe Zen-Trommler, die ihn auf sein Drängen hin aufnehmen. Mehr als Trommeln muss er dabei freilich vor allem lernen, sich unterzuordnen und seinen Körper zu beherrschen, bis er als neuer Mensch aus dieser Erziehung hervorgeht.
Solide, wenn auch vorhersehbar und nie die gewohnten Bahnen verlassend ist das gemacht und bietet durchaus spannende Unterhaltung. Aber letztlich dürfte sich Kenneth Bi mit seinem Film doch zwischen alle Stühle setzen, denn für Fans von Zen-Trommlern und Meditation dürfte zu wenig getrommelt und meditiert werden, für Fans asiatischer Gangsterfilme gibt’s wiederum zu wenig Action. Mitreißend sind aber zweifellos die Trommelszenen und schön ist auch, wie der Kontrast der Schauplätze (die Hochhausschluchten und überfüllten Straßen des nächtlichen Hongkong hier – die grünen Bergwälder von Taiwan dort) eingefangen werden und der Gegensatz der Lebensformen und Welten so konsequent durchdekliniert wird.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi, 14.10., 20 Uhr + Fr, 16.10., 22 Uhr


The Girl with the Dragon Tattoo - Verblendung: 15 Millionen Exemplare wurden bislang von Stieg Larssons „Millenium“-Trilogie verkauft. Eine Verfilmung der Krimiserie um den Enthüllungsjournalisten Mikael Blomkvist und die punkige, undurchschaubare, junge Lisbeth Salander ließ folglich auch nicht lange auf sich warten. In „The Girl with the Dragon Tattoo - Verblendung“ landet der Protagonist durch eine Verurteilung wegen Verleumdung zunächst im beruflichen Off, gewinnt dadurch aber freie Zeit, um im Auftrag eines Industriellen nach dessen Nichte, die seit 40 Jahren verschwunden ist, zu suchen. Parallel dazu folgt der Film der gewieften Ermittlerin Lisbeth Salander, die sich bald einmal in Blomkvists Recherchen einschaltet und ihn mit ihren Fähigkeiten als Computer-Hackerin zu unterstützen beginnt.
Mit 150 Minuten ist die Verfilmung des 700seitigen Romans nicht zu kurz geraten, aber abgesehen vom etwas schwächelnden, weil zu versöhnlichen und alle offenen Fragen klärenden Ende durchaus packend. Das liegt einerseits an der schnörkellosen Erzählweise mit kaltem Blick auf eine düstere Welt, in der sich menschliche Abgründe auftun, die an David Finchers „Seven“ erinnern. Andererseits aber auch an Noomi Rapaces Verkörperung von Lisbeth Salander, die in ihrer Widersprüchlichkeit und Undurchschaubarkeit, in ihrem Schwanken zwischen größter Verletzlichkeit und extremster Aggressivität das Kraftzentrum dieses Krimis ist.
Takino Schaan: Do, 15.10. – Di, 20.10. sowie Fr, 23.10. – Di, 27.10. - jeweils 20 Uhr


Deux jours à tuer – Tage oder Stunden: Guter Job, nette Frau und zwei Kinder, schönes Einfamilienhaus und allem Anschein nach auch allseits beliebt. – Nichts scheint dem 42-jährigen Antoine zum Glück zu fehlen und doch beginnt er gerade am Tag seines Geburtstags systematisch sein bisheriges Leben zu demontieren, radikal mit dem Materialismus abzurechnen und alle Brücken zu seinen bisherigen Bezugspersonen abzubrechen.
Am Beginn mag man noch an eine schwarzhumorige Komödie denken, doch der Ton wird sukzessive ernster, wenn Antoines Umgang speziell mit Frau, Kindern und Freunden härter wird. Geschickt lässt Jean Becker den Zuschauer im Ungewissen darüber, was hinter diesem Verhalten steckt, weckt gleichzeitig Sympathie für den von Albert Dupontel großartig gespielten Protagonisten, sodass man sich für seine Motive interessiert. In der schnörkellosen und knappen Inszenierung, der engen Handlungsführung und der Konzentration auf die Hauptfigur entwickelt „Deux jours à tuer“ großen Drive und zupackende Kraft, gleichzeitig gewinnt dieses Drama im Finale eine existentielle Tiefe, die den Zuschauer auf sich selbst und sein eigenes Leben zurückwirft und ihm mit einem ergreifenden, von Serge Reggiani gesungenen Chanson das Wasser in die Augen treibt.
TaSKino im Feldkircher Kino Namenlos: Fr, 16.10. – Do, 22.10.