Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 10. Okt 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.10. - 17.10. 2013)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Wong Kar Wais visuell berauschenden Martial-Arts-Film „The Grandmaster“. Im Heerbrugger Kino Madlen steht Sebastián Lelios mitreißendes Frauenporträt „Gloria“ auf dem Programm.

The Grandmaster: Wong Kar Wai zeichnet in seinem Martial-Arts-Film das Leben des Kung-Fu-Meisters Ip Man (1893-1972) nach vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung Chinas von den frühen 1930er Jahren über die beklemmende Kriegszeit bis zum tristen Hongkong der Nachkriegszeit nach.
Wong konzentriert sich dabei auf drei entscheidende Momente im Leben Ip-Mans. Kindheit und Jugend werden nur kurz im Voice-over des Protagonisten und Flashbacks gestreift, die Gründung einer Schule für die Kampfart Wing Chun und deren weltweite Verbreitung wird nur in Inserts am Ende des Films erwähnt.
Im Zentrum steht das Aufeinandertreffen Ip Mans mit dem Kung-Fu-Meister Gong, seinem Schüler sowie Gongs Tochter. Ausgiebig wird in diesen Szenen einerseits über die unterschiedlichen Kampfarten diskutiert, andererseits diese in dynamischen und furios choreographierten Kampfszenen vorgeführt.
Ganz bei sich ist der große Stilist, wenn er mit seinen unverwechselbaren Rauch- und Nebelverhangenen Bildern und mit Zeitlupe voller Melancholie von der unerfüllten Liebe Ip Mans (Tony Leung) und Gongs Tochter (Zhang Ziyi) erzählt, prächtig ist die Ausstattung, grandiose Bilder erzeugen atmosphärische Dichte. Doch die Geschichte hat Wong nicht ganz in den Griff bekommen, zu bruchstückhaft bleibt der historische Hintergrund, zu sehr in Einzelszenen zerfällt der Film, als dass er wirklich packen könnte.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 11.10., 22 Uhr


Gloria: Die Chilenin Gloria ist Ende 50, seit zehn Jahren geschieden, hat mit Alter und Einsamkeit zu kämpfen, aber ungebrochen ist ihre Lebensgier. Viel Wert legt sie auf Körperpflege, besucht Fitness-, Yoga- und Lachkurse und am Abend Single-Partys. Flirts und kurze Affären hat sie viele, doch als sie den etwa gleich alten Rodolfo kennenlernt, glaubt sie, dass dies der Beginn einer längeren Beziehung sein könnte. Doch Rodolfo kann oder will sich nicht von seiner Ex-Frau und seinen erwachsenen Töchtern lösen. Mehrfach lässt er Gloria deshalb sitzen, kehrt dann aber reumütig zu ihr zurück, bis sie einen Schlussstrich zieht. Effektvoll rechnet sie mit ihm ab und stürzt sich trotz wiederholter Enttäuschungen zu Umberto Tozzis „Gloria“ wieder hinein ins Leben.
Getragen wird Sebastian Lelios tragikomisches Porträt einer Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, vor allem von der großartigen Paulina García, die bei der Berlinale dafür als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. In jeder Einstellung ist sie – zumindest von hinten angeschnitten - präsent, hautnah folgt ihr Lelio durch den Alltag, zeigt ihre Lebensgier ebenso wie ihre Enttäuschungen, führt sie an den Rand der Resignation, lässt sie dann mit einem Joint wieder aufblühen, neuen Mut fassen und sich ins Leben zurückkämpfen.
Kino Madlen, Heerbrugg: Mo 14.10., 20.15 Uhr