Neu in den Kinos: „Beautiful Wedding“ von Regisseur Roger Kumble (Foto: Leonine)
Silvia Thurner · 09. Okt 2013 · Musik

Zurückhaltend und redselig zugleich – Die Geigerin Hilary Hahn und die Camerata Salzburg eröffneten die „Bregenzer Meisterkonzerte“ mit einem anspruchvollen Programm und natürlichem Charme

Zum Auftakt der „Bregenzer Meisterkonzerte“ gastierte die Camerata Salzburg im Bregenzer Festspielhaus. Zu hören waren eine reizvolle Kombination eines frühen und späten Mozartwerkes sowie empfindsame Kompositionen von Samuel Barber und Ralph Vaughan-Williams. Mit ihrer Klangkultur und den rhetorischen Ausdrucksqualitäten hinterließ die Camerata Salzburg unter ihrem Chefdirigenten Louis Langrée einen positiven Gesamteindruck. Viel Aufmerksamkeit lenkte die Geigerin Hilary Hahn auf sich, denn sie musizierte mit einer bewundernswert klaren Tongebung und strahlte eine sympathische Natürlichkeit aus.

Hilary Hahn wurde ihrem Ruf als Musikerin mit einer authentischen Ausstrahlung auch im Bregenzer Festspielhaus gerecht. Das dritte Violinkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 216) interpretierte sie mit einer beeindruckenden natürlichen Gelassenheit. Ganz ohne Starallüren und mit ruhiger Gestik, einer tänzerischen Leichtigkeit sowie einer kristallklaren Intonation und Tongebung vom g bis in die höchsten Lagen gestaltete sie die melodischen Linien. Hilary Hahn formte die vielfältigen Themen mit einer mitteilsamen Aussagekraft und pflegte einen aufmerksamen Kontakt mit den OrchestermusikerInnen. Die zurückhaltende, aber facettenreiche Artikulation der melodischen Linien erhöhte die Spannung. Gleichzeitig unterstrichen alle gemeinsam, dass dieses Werk nicht auf Virtuosität ausgerichtet ist, sondern auf einem aus der Kommunikation heraus entwickelten Miteinander. Ansprechend wirkten die Solokadenzen, die Hilary Hahn als Reflexionsebenen der musikalischen Gestalten aus den einzelnen Sätzen heraus extrahierte.

Neben dem Violinkonzert von Mozart gestaltete die 34-jährige Geigerin aus Virginia auch den Solopart der Romanze „The Lark Ascending“ von Ralph Vaughan-Williams. Die einen Vogelflug evozierende Solostimme gestaltete Hilary Hahn mit einem bewundernswerten Klangfluss, der bis in die kleinsten Ereigniseinheiten hinein gewichtet war. Sie formte die tirilierenden Hauptlinie mit zahlreichen Verzierungen und Umspielungen klar, hatte aber immer den Fokus auf die übergeordnete, größere Linie gerichtet. Das Orchester war ihr ein guter Partner und stellte die pastoralen Themen als stimmungsvolle Ergänzung in den Raum.

Korrespondierende Gedanken


Einleitend musizierte die Camerata Salzburg das berühmte Adagio von Samuel Barber. Die korrespondierenden Gedanken zwischen den ersten und zweiten Geigen sowie den tiefen Streicherregistern und die Intensivierung der Tongebung brachten die Aussage des Werkes eindringlich zur Wirkung.

Allerdings hatten jene ZuhörerInnen, die einen Platz im „Mittelfeld“ des Saales hatten, an diesem Konzertabend einen Vorteil. Das Orchester musizierte nämlich in der sogenannten „deutschen Orchestersitzordnung“. Dadurch kamen die Stimmen der ersten und zweiten Geigen hervorragend zur Geltung, weil sich die Stimmgruppen gegenüber saßen. Aus der Mitte heraus agierten die tiefen Streicher und bildeten eine Grundierung. In den Randbereichen des Saals war diese jedoch weniger ausgeprägt wahrnehmbar, so dass mitunter das Fundament etwas fehlte.

Historische Aufführungspraxis


Die Interpretation der Jupiter-Sinfonie von W.A. Mozart verdeutlichte die Intentionen der Camerata Salzburg und ihres Chefdirigenten Louis Langrée eindrucksvoll. Auf den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis beruhend, modellierten die OrchestermusikerInnen die kontrastierenden Themenblöcke. Höhepunkt der Werkdeutung war für mich nicht der Finalsatz, sondern die tänzerisch beschwingte Kraft, die vom Menuett ausging.