"Die Sterne" im Spielboden Dornbirn: Frontmann Frank Spilker und Philipp Janzen an den Drums (Foto: Stefan Hauer)
Walter Gasperi · 10. Feb 2022 · Film

Aktuell in den Filmclubs (11.2. - 17.2. 2022)

Der FKC Dornbirn zeigt diese Woche mit „Das Land meines Vaters" einen bewegenden französischen Spielfilm über die schwierige Situation der Bauern. Im Kinotheater Madlen in Heerbrugg steht dagegen mit "Un triomphe" eine gelungene Komödie über ein ungewöhnliches Theaterprojekt mit Häftlingen auf dem Programm.

Das Land meines Vaters: Schon 2012 beschäftigte sich Édouard Bergeon in seinem Dokumentarfilm „Les fils de la terre", angeregt vom Schicksal seines Vaters, mit der Situation der Bauern in Frankreich. In jeder Szene spürt man nun auch in seinem Spielfilmdebüt nicht nur, dass er genau weiß, wovon er erzählt, sondern auch die Liebe zu dieser Bauernfamilie, die für seine eigene Familie steht. Denn, wie der Sohn der Filmfamilie Agraringenieur studieren will, wollte auch Bergeon zunächst diesen Weg einschlagen.
Im Zentrum steht der Vater Pierre (Guillaume Canet), der Ende der 1970er Jahre voll Hoffnung den elterlichen Hof übernimmt. In farbenprächtigen und lichtdurchfluteten Bildern feiert die Kamera von Éric Dumont die Schönheit der Gegend, doch rund 15 Jahre später wird der wirtschaftliche Druck immer größer: Die Preise für landwirtschaftliche Produkte verfallen, die EU-Normen sind kaum einzuhalten, Förderungen verlocken zu Modernisierungen, die sich aber vielfach als Sackgasse erweisen.
Einzig in der Vergrößerung des Betriebs durch eine vollautomatische Hühnerzucht sieht Pierre eine Überlebenschance. Doch damit steigen nicht nur die Kredite, sondern auch die Arbeitsbelastung. Bedingungslos halten die Ehefrau und die beiden Kinder zwar zu Pierre, doch unter dem Druck zerbricht der Bauer sukzessive.
Ruhig erzählt Bergeon diese Familiengeschichte und entwickelt durch den ebenso genauen wie kenntnisreichen Blick große emotionale Kraft. So eng der 39-jährige Regisseur die Handlung mit der Fokussierung auf Hof und Familie führt, so sehr kann er doch gerade dadurch anhand eines Einzelschicksals so bewegend von der schwierigen Situation der Bauern im Allgemeinen erzählen. dass man nach diesem Film zumindest für einige Zeit mit anderen Augen auf diesen Berufsstand blicken wird.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 16.2., 18 Uhr + Do 17.2., 19.30 Uhr

Un triomphe: 1985 hat der schwedische Schauspieler und Regisseur Jan Jönson mit Häftlingen Samuel Becketts „Warten auf Godot" inszeniert und anschließend einen Monolog über dieses Theaterprojekt geschrieben, den er über 300 mal in Gefängnissen Europas und der USA aufführte.
Emmanuel Courcol verlegt die Geschichte dieses Theaterprojekts nach Lyon: Wollen die Häftlinge zunächst nur Fabeln von La Fontaine einstudieren, entdeckt ihr Schauspielcoach Étienne (Kad Merad) bald frappante Parallelen zwischen der Situation im Gefängnis und „Warten auf Godot". Wie die Protagonisten von Becketts Stück nämlich erfolglos auf Godot warten, bestimmt auch ständiges Warten Leben und Alltag der Häftlinge.
Dass sie weder Beckett noch das Stück kennen und auch noch nie etwas von absurdem Theater gehört haben, spielt dabei keine Rolle. Leicht kann Étienne sie mit dem Hinweis, dass Beckett Nobelpreisträger und sein Stück weltberühmt ist, für das Projekt begeistern. Wird zunächst im Gefängnis geprobt, setzt Étienne bald bei der Gefängnisleitung durch, dass in einem Theater geprobt werden darf. Sogar auf Tournee darf die Truppe schließlich gehen, aber ständig droht die Gefahr, dass die Häftlinge die Gelegenheit zur Flucht nützen.
Nicht unwesentlich zur Stärke von "Un triomphe" trägt das Drehbuch bei, für das Regisseur Courcol verantwortlich zeichnet. Ganz auf die Theaterproben und die Situation Étiennes und seiner Schauspieler beschränkt sich der Film und entwickelt, gegliedert durch Inserts zum Zeitraum der Proben, stringent die Handlung, die durch Montagesequenzen von Sprech- und Spielproben auch geschickt temposteigernd gerafft wird.
In der Verknüpfung der beiden scheinbar gegensätzlichen Welten von Theater und Gefängnis wird diese Komödie zur großen Hommage an Becketts „Warten auf Godot" im Speziellen und das Theater im Allgemeinen. Gleichzeitig feiert Courcol den leidenschaftlichen Einsatz und die Liebe Étiennes fürs Theater, macht den gänzlich unspektakulären, aber bedrückend-monotonen Gefängnisalltag bewusst, zeigt aber auch welch befreiende und erfüllende Kraft Theaterschauspiel und der Applaus des Publikums für diese Häftlinge hat.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 14.2., 20.15 Uhr

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