Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 28. Feb 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (1.3. - 7.3. 2013)

Das TaSKino Feldkirch zeigt diese Woche David O. Russells Tragikomödie „Silver Linings Playbook. Beim Filmforum Bregenz brilliert dagegen in Ulrich Seidls „Paradies: Glaube“ Maria Hofstätter in der Hauptrolle.

Paradies: Glaube: Im Mittelpunkt des zweiten Teils von Ulrich Seidls "Paradies"-Trilogie steht die etwa 50-jährige, von Maria Hofstätter grandios gespielte Anna Maria. Sie sucht ihr Glück im Glauben, geisselt sich für die Sünden der Welt und zieht mit einer Wandermuttergottes durch Wien. Mehr als um Religion geht es dabei aber wie immer bei Seidl um die Verlorenheit des Menschen in einer von Gott verlassenen Welt.
Schon 2003 hat der in einer streng religiösen Familie aufgewachsene Ulrich Seidl in dem Dokumentarfilm „Jesus du weißt“ mehrere gläubige Katholiken porträtiert. Fiktiv sind zwar nun die Figuren von „Paradies: Glaube“ doch die Inszenierung ist wie stets bei dem Wiener Regisseur nahe am Dokumentarfilm. Auf Filmmusik wird konsequent verzichtet, in langen statischen und meist distanzierten Einstellungen (Kamera: Wolfgang Thaler und Ed Lachman) blickt er auf seine Protagonistin. Keine schnellen Schnitte gibt es hier, keine Großaufnahmen, teilweise in Echtzeit werden die Szenen gefilmt. Gefordert sind dabei einerseits die Schauspieler, bei denen Seidl wie gewohnt auf eine Mischung aus Profis und Laien vertraut. Sie müssen die Leinwand mit Spannung füllen, müssen in jeder Sekunde Präsenz ausstrahlen und glaubwürdig sein.
So dokumentarisch aber der Blick auch ist, so sehr geht er im Insistierenden, in der Länge der Einstellungen und teilweise auch durch die Kameraposition darüber hinaus, bildet nicht nur etwas ab, sondern überzeichnet Szenen, wodurch sie ins Groteske kippen und grimmige Komik entwickeln.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 1.3. + Sa 2.3. - jeweils 22 Uhr


Silver Linings Playbook: Nach acht Monaten in der Psychiatrie wegen einer bipolaren Störung kehrt Pat (Bradley Cooper) ins elterliche Heim mit überbesorgter Mutter und Football begeistertem Vater zurück. Pats ganzes Interesse gilt der Rückgewinnung seiner Frau Nikki, die ihn verlassen hat. Doch Nikki hat ein Kontaktverbot erwirkt, sodass sich Pat ihr über ihre Bekannte Tiffany (Jennifer Lawrence) zu nähern sucht. Tiffany ist aber eine kaum weniger versehrte Seele als Pat, denn sie ist über den Tod ihres Mannes noch nicht hinweggekommen.
Recht vorhersehbar ist der weitere Verlauf der Handlung, das enorme Erzähltempo und David O. Russells („The Fighter“) Blick für Details wie Pats unkonventionelle Outfits, die Familiensituation und Nebenfiguren lassen aber darüber hinwegsehen. Mit einer stets bewegten und nah geführten Handkamera (Kamera: Masanobu Takanayagi), einem dynamischen Schnitt und ebenso schnellen wie treffsicheren Dialogen erzeugt er zumal zu Beginn ein fast schon überdrehtes Tempo.
Getragen wird diese Tragikomödie, die auch durch den großartigen Soundtrack trotz des ernsten Themas Leichtigkeit ausstrahlt, aber vor allem von einem Schauspieler-Ensemble, das alle Register seines Könnens zieht. Das gilt nicht nur für Jennifer Lawrence und Bradley Cooper, der Pat in der Mischung aus Witz und Gefühl sehr sympathisch macht, sondern auch für Robert De Niro, der mit sichtlichem Vergnügen Pats ziemlich neurotischen Vater spielt, oder Jacki Weaver als Mutter.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Mi 6.3. - Di 12.3.