Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Gunnar Landsgesell · 10. Mai 2012 · Film

21 Jump Street

Zwei ausgewachsene Kerle werden als Polizisten in eine Highschool eingeschleust, um ein Drogenlabor auszuheben. Das ergibt eine überraschend sympathische Komödie.

Auch wenn “21 Jump Street” wie eine jener derben US-High-School-Komödien im Stil von Greg Mottolas „Superbad“ wirkt, die schon fast in die Tonart bekiffter Stoner-Filme verfallen, steckt in dieser Komödie doch einiges mehr als professionell gesetzte Pointen. Der Inhalt ist schnell erzählt: Zwei gegnerische Ex-Schüler, der übergewichtige Eminem-Verschnitt Schmidt (Jonah Hill) und Rabauke Jenko (Channing Tatum) treffen auf der Polizei-Akademie aufeinander, werden als vertrottelte Jungpolizisten zu Buddys und erhalten schließlich den Auftrag, an die High School zurückzukehren, um als Schüler getarnt ein Drogenlabor auszuheben.

Schon mit ihren ersten Auftritten füllen Hill und Tatum ihre Rollen mit einem Spielwitz aus, der sich ziemlich lebendig anfühlt und nichts von der sterilen Künstlichkeit hat, die derzeit etwa die Komödie „One for the Money / Einmal ist keinmal“ mit einer leidgeprüften Katherine Heigl in der Hauptrolle verbreitet. „21 Jump Street“ ist phasenweise ungemein komisch, ohne es auf die Big Points anzulegen. Als sinnvolle Erdung für die natürlich haarsträubende Geschichte dieser zwei Undercover-Cops erweist sich ein bemerkenswerter Trick. Das Drehbuch führt die beiden als eine Art working-class-Burschen in einem Schulbetrieb ein, in dem mit Muskelkraft und derben Sprüchen noch die Regeln der Coolness vorgegeben werden. Nach der Polizeiausbildung und einem zeitlichen Sprung treffen sie eine völlig andere Welt vor. Jenko, der nach alter Gewohnheit gleich einem Burschen, der sich als schwul herausstellt, einen Faustschlag verpasst, kommt dabei gar nicht gut an. Wie sich Jenko und Schmidt nun an Nerds und transgressiven Rollenbildern orientieren müssen, sorgt dabei für mehr Witz als eine (ohnehin pointenlos inszenierte) Autoverfolgung oder ein paar Standards der gross-out-comedy, die vorwiegend mit Geschmacklosigkeiten und Körperflüssigkeiten arbeitet. „Make something irrespondible to earn their trust“, sagt ein überfragter Hill einmal. Diese Strecken kultureller Abgleiche sind die interessantesten und witzigsten Teile des Films.

Kein Grund zur Läuterung

Interessant ist auch, wie Jonah Hill, der in „Superbad“ noch rund 20 Kilo schwerer war, an Präsenz gewonnen hat. In „21 Jump Street“ ist er nicht auf die Rolle des dummen Dicken festgelegt, sondern spielt als Teil dieses seltsamen Paares auch den Sensiblen, wobei beide Figuren in all dem Nonsens auf groteske Weise an „menschlicher Tiefe“ gewinnen. Was auch immer „21 Jump Street“ mit der gleichnamigen Fernsehserie zu tun hat, in der ein junger Johnny Depp offenbar seinen schauspielerischen Durchbruch feierte, ist nicht wirklich wichtig. Die Macher des Films, Regisseur Phil Lord und Drehbuchautor Michael Bacall („Scott Pilgrim vs. the World“) haben ein ganz eigenständiges Werk geschaffen. An popkulturellen Verweisen fehlt es dennoch nicht: Ice Cube mimt als Prediger in einer als Kirche getarnten Polizeistation einen Ausbildner, der junge Polizisten in jugendliche Milieus einschleust. Seinen Fans aus dem Gangsta-Hip-Hop dürfte sein deftiger Auftritt durchaus Freude bereiten. Den Ton geben aber dennoch die neuen soften Kids, und wesentlich auch die Mädchen, der Schule an. Geläutert (bzw. erwachsen) muss deshalb aber natürlich keine der Figuren diese Komödie verlassen, so viel Unsinn darf sein.