Das Paradies meines Vaters
Eine Fotoausstellung in Hittisau
Erfolgsautor Hans Weiss, ein gebürtiger Hittisauer, stellt in Hittisau Fotos seines Vaters, Johann Weiss, aus drei längst vergangenen Jahrzehnten aus.
Wenn einer, der schon vor Jahrzehnten wegzog, sein und das Heimatdorf seines Vaters als Paradies bezeichnet – zumindest für seinen Vater – dann lohnt sich ein Blick auf dieses Dorf. Und diesen Blick eröffnet Hans Weiss mit einer Fotoausstellung von Bildern seines Vaters aus drei Jahrzehnten: von 1931 bis Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Hans Weiss zeigte die Fotos schon letzten Herbst in seiner eigenen Galerie in Wien. Und jetzt dachte er, müssten diese auch im Dorf des Geschehens gezeigt werden. Da es zur gleichen Zeit in Hittisau noch einen Fotografen gab, Josef Bilgeri, der mit einer Plattenkamera auf Glasplatten fotografierte und diese Bilder vor 25 Jahren schon einmal ausgestellt wurden, werden auch diese gezeigt, was der Ausstellung sehr guttut. Erstens gibt es von Bilgeri bedeutend mehr Fotos und zweitens sind sie auch von der Qualität, technisch und fotografisch, eine wertvolle Ergänzung. Und weil die Fotos seines Vaters anschließend wieder in ein Archiv wandern, wollte sie Hans Weiss in einem Buch konservieren und verbreiten. Lediglich 250 Bücher wurden gedruckt. Von Josef Bilgeri haben nur ganz wenige Bilder Platz gefunden, was eigentlich schade ist.
Feierliche Eröffnung
Bei der feierlichen Eröffnung der Fotoausstellung am 6. September fanden sich gut und gerne 100 Menschen ein, suchten Bekannte auf den Bildern und hörten der Begrüßung des temporär zurückgekehrten Heimatsohnes und dessen Worten zu. Als Nicht-Hittisauer meinte ich ein gewisses Ressentiment gegenüber dem Autor und Aussteller zu verspüren. So ganz ist einem vielleicht doch nicht zu trauen, der seinen Finger schon auf viele Wunden in der Gesellschaft legte: von seinen Schwarzbüchern unter anderem zur Landwirtschaft, über die Geschichte mit der „falschen“ Pflegerin aus dem Hause Schüssel, bis zu seinem Buch „Mein Vater, der Krieg und ich“. So konnte es sich der zweite Redner, Bürgermeister Gerhard Beer, ein gebürtiger Dornbirner, den Hans Weiss schon lange begeisterte, nicht verkneifen zu erwähnen, dass die Gemeindevertreter:innen vor 25 Jahren in einer Sitzung gewarnt wurden, „dieses Buch nicht zu lesen, denn das sei nicht die Moral von Hittisau“. Damals wurde allerdings auch noch dem sehr martialischen Kriegerdenkmal gewürdigt, das mittlerweile entfernt wurde und einem „Platz des Friedens“ weichen musste.
Zwei Fotografen: Johann Weiss und Josef Bilgeri
Die Bilder aus Hittisau von Johann Weiss sind an den Wänden platziert und die von Josef Bilgeri auf Stellwänden im Raum. Die Bilder von Josef Bilgeri wurden vor 25 Jahren schon einmal von seiner Tochter Rosmarie Fürpass ausgestellt, die die Glasplatten sichtete, restaurierte und zu Bildern ausarbeiten ließ. Die technische Qualität dieser Bilder ist deutlich besser, als die Zelluloid-Bilder aus der Kleinbildkamera von Johann Weiss und somit gewinnt die Ausstellung durch diese Bilder enorm. Auch von seiner künstlerischen Qualität sind die Bilder von Bilgeri zumindest ebenbürtig.
Wer sich für die Menschen in Hittisau oder die Zeit und die Fotografie auf dem Land in diesen Jahrzehnten interessiert, wird die Ausstellung mit Gewinn betrachten und verlassen.
bis 15. September, Sa/So 11 – 17 Uhr
Feuerwehr- und Kulturhaus, Hittisau
Hans Weiss: Das Paradies meines Vaters, Wien, Secretum HLB Verlag 2024, ISBN 978-3-9519744-9-1