Neu in den Kinos: „The Substance“ (Foto: Mubi)
Dagmar Ullmann-Bautz · 08. Sep 2024 · Theater

Trauer und Tod – dramatisch und schön!

„Weeping Songs“ im Vorarlberger Landestheater

Mit einem poetisch-musikalischen Auftakt läutete das Vorarlberger Landestheater die Spielsaison 24/25 ein: „Weeping Songs“ – ein Abend voller Poesie, Melancholie und Musik. Die Intendantin Stephanie Gräve führte selbst Regie und schuf gemeinsam mit dem musikalischen Leiter Oliver Rath eine Symbiose aus klassischen Balladen und den tiefgründigen, oft transzendentalen und ungeheuer kraftvollen Songs von Nick Cave. Es entstand eine Inszenierung, die Trauer und Tod in all ihrer Intensität greifbar macht, ohne dabei die Schönheit des Augenblicks aus den Augen zu verlieren.

Was war zuerst?

Man fragt sich: Was stand am Anfang? Die Idee, die oft als verstaubt empfundenen Balladen der Schulzeit dem Publikum in neuem Licht näherzubringen und die passende Musik dazu zu finden? Oder war es Caves Musik, die nach literarischen Texten verlangte? Der wiederholte Applaus des Publikums zeigte jedenfalls deutlich, was die Begeisterung entfachte.

Großartiges Ensemble

Es waren die wunderbaren Songs von Nick Cave, meisterhaft arrangiert von Oliver Rath und virtuos dargeboten von ihm selbst, der Cellistin Yenisey Rodriguez und dem Geiger Aris Kapagiannidis. Und auch die Schauspieler:innen des Landestheaters bewiesen einmal mehr, dass sie nicht nur schauspielerisch, sondern auch gesanglich glänzen können. Caves Werke, anspruchsvoll und komplex, wurden von Maria Lisa Huber, Rebecca Hammermüller, Rolf Mautz und Nico Raschner sowohl stimmlich als auch darstellerisch kraftvoll interpretiert.
Der Bürger:innenchor unter der Leitung von Agnes Kitzler bereicherte den Abend zudem mit einer beeindruckenden Darbietung von Theodor Fontanes „John Maynard“ und fügte sich harmonisch in das Gesamtbild des Abends ein.

Literarische Meisterwerke

Natürlich sind Texte wie „Der Erlkönig“, „Die Bürgschaft“, „Der Ring des Polykrates“, „Die Brück‘ am Tay“, „Belsazar“ sowie „Nis Randers“ und alle anderen spannend präsentierten Balladen literarische Meisterwerke. Doch sind sie für einen Eröffnungsabend die passende Wahl? Persönlich hätte ich mir eine hoffnungsvollere Auswahl gewünscht, denn Nick Caves Musik ist neben aller Schönheit tief von Tod und Trauer durchdrungen.

Feine Ausstattung in perfektem Licht

Das Bühnenbild von Luisa Costales Pérez-Enciso beeindruckte mit schlichter Eleganz und bot den Künstler:innen den perfekten Rahmen. Simon Tamerl sorgte mit seiner fein abgestimmten Beleuchtung für die passende Atmosphäre. Die ebenfalls von Costales Pérez-Enciso entworfenen Kostüme, inspiriert von den Balladen, entführten das Publikum in vergangene Zeiten mit kleinen Verweisen auf die Lyrik von Nick Cave.
Das voll besetzte Haus zeigte sich begeistert. Der Applaus war langanhaltend und eine erwartungsvolle Stimmung und Freude auf die kommende Saison lag spürbar in der Luft – bei den Künstler:innen, den unterstützenden Bregenzer Theaterfreund:innen und dem Publikum. So bleibt die Aussicht auf ein spannendes, bewegendes und erfüllendes neues Theaterjahr!

weitere Vorstellungen: 10.10.24, 29.1.25 jeweils 19.30 Uhr
Theater am Kornmarkt, Bregenz

https://landestheater.org/