Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 31. Mai 2017 · CD-Tipp

Youn Sun Nah: She Moves On

Die mittlerweile 47-jährige Sängerin Youn Sun Nah war in ihrer südkoreanischen Heimat ein Musical-Star, ehe sie sich wegen ihres Faibles für das Chanson für zwanzig Jahre in Paris niederließ und von dort aus mit ihrer neuen Liebe, dem Jazz, den ganzen europäischen Kontinent eroberte. Besonders für ihre ACT-Alben „Same Girl“ (2010) und „Lento“(2013), die in vielen Ländern Spitzenpositionen in den Jazz-Charts einnahmen, wurde sie gefeiert und vielfach ausgezeichnet. Nachdem sie in fünf Jahren mehr als 500 Konzerte gegeben hatte, kehrte Youn Sun Nah vor zwei Jahren in ihre Heimat zurück – also back to the roots, um sich anschließend wieder ihrer Reiselust hinzugeben und auf ein ganz neues Abenteuer einzulassen: New York.

Am Big Apple fand sie in Jamie Saft nicht nur einen auf allen Pianos, Keyboards und Orgeln versierten Tastenmann, sondern gleich auch einen umsichtigen Produzenten für ihr neues Album, das ganz der zwischen Jazz, Pop, Rock und Folk angesiedelten nordamerikanischen Musik gewidmet ist. Von Norah Jones borgte man sich den für seine warmen Sounds bekannten Drummer Dan Rieser, der perfekt mit Kontrabassist Brad Jones harmoniert. Auf fünf Titeln steuert der wandlungsfähige Marc Ribot sein exzellentes Gitarrenspiel bei – naturgemäß steht er im Hendrix-Song „Drifting“ besonders im Fokus. Saft, Ribot und Jones, die auch reichlich über Avantgarde-Erfahrungen verfügen, stellen ihre Fähigkeiten mit großem Einfühlungsvermögen, abwechslungsreich, aber durchaus konventionell ganz in den Dienst von Youn Sun Nahs perfekt intonierender, ausdrucksstarker, unter die Haut gehender Stimme. Die kommt bei wunderschön interpretierten Balladen, wie dem von Jamie Saft komponierten „Too Late“, dem Evergreen „Fools Rush In“ oder dem Traditional „Black Is The Color of My True Love’s Hair“ ganz besonders zur Geltung. Die Sängerin hat aber auch weniger bekannte Stücke von Superstars ausgegraben, wie das lässig groovende „Teach The Gifted Children“ von Lou Reed, Paul Simons Funk-infiziertes Titelstück „She Moves On“ oder Joni Mitchells folk-jazziges „The Dawntreader“. Auch das von Marc Ribot in klassischem Finger-Picking begleitete Peter, Paul and Mary-Original „No Other Name“ bringt die expressiven Qualitäten Youn Sun Nahs bestens zur Geltung. Zwei ins Gesamtkonzept passende Eigenkompositionen runden ihr Comeback-Album perfekt ab. Achtung, Suchtgefahr!

(ACT)