Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Füssl · 28. Mär 2013 · CD-Tipp

Youn Sun Nah: Lento

Mit ihren beiden auf ACT vorgelegten Alben „Voyage“ und „Same Girl“ hat die in Paris lebende Koreanerin Youn Sun Nah eine von unzähligen Preisen begleitete Blitzkarriere hingelegt – bis zur offiziellen Adelung zum „Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres“ durch das französische Kulturministerium. Dass sie mit „Lento“ spielend an diese großen Erfolge anknüpfen wird, lässt sich auch ohne die spezielle Gabe der Prophetie vorhersagen, denn die 11 Titel lassen an Abwechslungsreichtum nichts missen und wirken trotz ihrer unterschiedlichen Provenienz doch alle wie aus einem Guss.

Das liegt natürlich auch an den hervorragend aufeinander eingespielten alten Wegbegleitern, dem Gitarristen Ulf Wakenius, Lars Danielsson an Bass und Cello und dem Perkussionisten Xavier Desandre-Navarre, aber auch Neuzugang Vincent Peirani zählt nicht zufällig zu den anerkanntesten Akkordeonisten Frankreichs. Seine traumhaft schönen Klangzaubereien passen wunderbar zu den grandiosen Stimmungsbildern, mit deren Hilfe sich die expressive und wandlungsfähige Stimme Youn Sun Nahs auf geniale Weise ins Blickfeld rücken lässt. Ihr Ausgangspunkt ist zwar durchaus ein traditioneller, aber Berührungsängste kennt die Koreanerin keine,  wenn es darum geht, ihren musikalischen Kosmos zu erweitern. Da hat eine wunderschöne Ballade nach einer Melodie Alexander Skrjabins ebenso Platz wie der Alternative Rock-Song „Hurt“ von den Nine Inch Nails, der in Youn Sun Nahs Interpretation durchaus mit der legendären Fassung des greisen Johnny Cash konkurrieren kann. Auch die gewohnte energiegeladene Ulf Wakenius-Nummer darf natürlich nicht fehlen, dieses Mal heißt sie „Momento Magico“ und stellt einmal mehr die Scat-Kunst Youn Sun Nahs in den Mittelpunkt. Dem von unzähligen Interpreten in allen möglichen Stilen interpretierten Country-Klassiker „Ghost Riders In The Sky“ fügt die Koreanerin eine überraschend rockige und ausgesprochen witzige Variante hinzu. Und ein bezauberndes Traditional aus ihrer Heimat hat sie natürlich auch wieder im Gepäck. „Lento“ ist ein weiterer Meilenstein auf Youn Sun Nahs unaufhaltsamem Weg nach oben! (ACT)