Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Füssl · 16. Mai 2016 · CD-Tipp

Wolfert Brederode Trio: Black Ice

„Ich finde die Kombination von Bedrohlichkeit und Schönheit faszinierend“, erklärt der 42-jährige holländische Pianist Wolfert Brederode und liefert damit gleich eine kleine Höranleitung für sein neues Trio-Album „Black Ice“, was übersetzt „Glatteis“ bedeutet – schön schimmernd anzusehen, aber auch latent gefährlich. Aber – um im Bild zu bleiben - Brederode zieht den Hörern nicht den Boden unter den Füßen weg, setzt nicht auf Halsbrecherisches, sondern lässt ganz im Gegenteil auf höchst subtile Art Stimmungen wirken und eröffnet weite, von mysteriöser Schönheit geprägte Klangräume.

Mit dem wendigen Kontrabassisten Gulli Gudmundsson verbindet den Pianisten eine zwanzigjährige Zusammenarbeit – mittlerweile versteht man sich längst im Blindflug. Der Isländer wiederum harmonierte in der Band des Trompeters Eric Vloeimans perfekt mit dem gleichermaßen einfallsreichen wie sensiblen jungen holländischen Drummer Jasper van Hulten – womit der passende Dritte im Bunde gefunden war. Das Trio ist für Trialoge bestens disponiert – diese sind transparent, können gleichzeitig aber durchaus auch raffiniert wirken. Brederode schrieb elf neue Titel, zwei davon werden auf „Black Ice“ in unterschiedlichen Variationen angeboten. Dabei ließ er sich von der unheimlichen Atmosphäre inspirieren, die Musiker spätnachts auf fremden Flughäfen erleben, vom Wunsch, sich aus dem Alltagsgetriebe in die Stille zurückzuziehen oder schlicht von der Idee, die Zeit zurückdrehen zu können. Es ist Brederode wichtig, die melodisch und harmonisch reichhaltigen „Geschichten“ nicht immer ganz zu Ende zu erzählen, da er es selber als Hörer auch liebt, wenn man ihn nicht mit Tönen zu überwältigen versucht, sondern ihm den Freiraum lässt, Musik selber fertig zu denken.

(ECM/www.lotusrecords.at)