"Die Sterne" im Spielboden Dornbirn: Frontmann Frank Spilker und Philipp Janzen an den Drums (Foto: Stefan Hauer)
Peter Füssl · 31. Mär 2021 · CD-Tipp

Valerie June: The Moon and Stars. Prescriptions for Dreamers

Valerie June Hockett ist in Memphis/Tennessee aufgewachsen, wo sie als Valerie June mit Roots Music auf zwei selbstverlegten Alben erstmals auf sich aufmerksam machte, ehe sie nach Brooklyn zog und 2013 unter Mithilfe von „The Black Keys“-Gitarrist Dan Auerbach mit dem Album „Pushin‘ Against a Stone“ den Sprung auf ein Major-Label und die stilistische Erweiterung in Richtung, Funk, Soul und R’n’B schaffte. Ein Karrieresprung, den sie mit dem 2017 erschienenen „The Order of Time“ festigte. Mit ihrem fünften Album feiert die 39-Jährige nun mit ihren poetischen Texten die subversive Kraft des Träumens – ideologisch angelehnt an große, gesellschaftlich relevante Träumer wie Martin Luther King oder John Lennon – gepaart mit Meditationen, Gedanken zur Selbstfindung, zur Selbstermächtigung, zur Kraft der Phantasie, zur Liebe, zum Scheitern.

Musikalisch lässt sich Valerie June längst in keine Schublade mehr stecken, verblüfft mit einem zur minimalistischen Akustikgitarrenbegleitung intonierten, aber dank ihrer facettenreichen Stimme unglaublich berührenden Stück wie „Fallin‘“ ebenso wie mit elaborierten, farbenreichen Arrangements im Spannungsfeld von Americana, Blues, Folk, R’n’B, Soul, Afrobeat und Elektronik, die sie gemeinsam mit Co-Produzent Jack Splash (bekannt durch die Zusammenarbeit mit Kendrick Lamar, John Legend oder Alicia Keys) austüftelte. Satte Bläser- oder Streichersätze wechseln sich mit leichten Piano- oder Gitarre-Klängen ab, meditative Einschübe aus Flötentönen, Klangschalen, Vogelzwitschern und Elektronikeinsprengseln können sich aber auch bis hin zur absoluten Stille entwickeln. Um in die richtige Stimmung zu kommen, wurden Blumen und Gedichtbände über das ganze Aufnahmestudio verteilt, man arbeitete mit Vorliebe bei Vollmond. Valerie June und ihre spirituelle, mystische, esoterische Seite lässt sich aber nicht so leicht fassen, denn herausgekommen ist ein mutiger, experimentierfreudiger, oft mit winzigen Details überraschender Stilmix, den auch ein größeres Publikum goutieren wird. Dafür sorgt allein schon Valerie Junes faszinierende, unterschiedlichste Emotionen evozierende Stimme in Retro-Soul-Stücken wie „Stay“, „Two Souls“ oder dem mit der bald 80-jährigen „Memphis Queen of Soul“ und Stax-Legende Carla Thomas als Background-Sängerin aufgenommenen „Call Me a Fool“. Letztlich hält sich Valerie June sicher auch an das von Thomas in einem kurzen Zwischenspiel beigesteuerte afrikanische Sprichwort: „Only a fool tests the depth of the water with both feet.“

(Fantasy Records/Concord/Universal)