Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 07. Feb 2022 · CD-Tipp

Triosence: Giulia

Der aus Kassel stammende Pianist Bernhard Schüler ist seit mehr als 20 Jahren Turbo und Mastermind des Projekts Triosence – eine durchaus auch programmatisch zu verstehende Wortschöpfung, nämlich die Zusammenziehung der Wörter „trio“ und „essence“ – mit wechselnden Partnern. Seit 2019 sind dies der vom Tingvall Trio her bestens bekannte Kontrabassist Omar Rodriguez Calvo und der Drummer Tobias Schulte. Auch mit ihrem neunten Album bewegen sich Triosence auf den gewohnt erfolgreichen Pfaden, soll heißen: in Song-Strukturen komponierte Stücke mit leicht ins Ohr gehenden Melodien, die einen umgehend gefangen nehmen, dazu abwechslungsreiche Stimmungen und lustvoll-virtuoses Musizieren. Das aktuelle Album wurde im Juni 2021 in Udine aufgenommen, also im sonnenverwöhnten Friuli Venezia, das bis vor 20 Jahren „Friuli Venezia Giulia“ hieß – worauf sich der Albumtitel „Giulia“ bezieht.

Man befand sich gerade nach unseligen Lockdown-Zeiten endlich wieder in einer befreiend wirkenden Corona-Pause, was die elf Titel des Albums durchwegs sonnendurchflutet und erfrischend wirken lässt. Der im 5/4-Takt gesetzte Opener „Odd Times“ ist eine schwungvolle Reminiszenz an die schrägen, damals für schon fast überwunden gehaltenen Pandemie-Zeiten. Darauf folgt das lässig swingende „Little Big Steps“, dem der sardische Trompeter Paolo Fresu mit seinem warmen, lyrischen Ton ebenso einen ganz besonderen Charme verleiht, wie den Neuarrangements von „Your Nearness“ und „Quiet Sense“, die erstmals vor 20 Jahren auf dem Triosence-Debütalbum „First Enchantment“ zu hören waren. Zwei sehr gelungene Recycling-Aktionen von Band-Klassikern. „Armando’s Farewell“ ist eine stilistisch perfekt passende und geschickt einschlägige Zitate einbauende Verbeugung vor dem im Februar 2021 verstorbenen Chick Corea. Auch über Bill Evans schwärmt Bernhard Schüler: „Ich habe ihn studiert wie verrückt, er hat den größten Einfluss auf mich.“ Auf dessen damals revolutionärer Idee in Sachen gleichberechtigtes Musizieren aller Bandmitglieder fuße auch das Konzept für Triosence. Ihm ist das passenderweise im Modern Jazz-Stil gehaltene „Needless to Say“ gewidmet. Rockige Töne schlägt das Trio hingegen in „Ambiguity“ und „Squirrel’s Rock“ an, letzteres beruht auf den Beobachtungen mehrerer scheuer Eichhörnchen im Garten, die von den Musikern gefüttert wurden und sich immer wilder und selbstbewusster gebärdeten. Wie eingängig und lustvoll bei Triosence selbst rhythmisch und harmonisch Kniffliges klingen kann, beweisen „If I Only Knew“ und der Closer „No Risk, No Fun“. Und da musikalische Gleichberechtigung tatsächlich großgeschrieben wird, sind Omar Rodriguez Calvo und Tobias Schulte natürlich weit mehr als Begleiter und steuern auch viel Essenzielles zum erfolgreichen Dreier bei.

(Sony)

Konzerttipp: Triosence spielen am 18.2. im Jazzpoint Wangen und am 26.3. im TAK Schaan.