Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 03. Apr 2017 · CD-Tipp

Trio Mediaeval & Arve Henriksen: Rímur

Die Vokalistinnen Anna Maria Friman, Linn Andrea Fuglseth und Berit Opheim des Trio Mediaeval und der Trompeter Arve Henriksen begegnen sich in ihrer kaum zu überbietenden Präzision, Klarheit und geschmackssicheren Kultiviertheit auf gleicher, nämlich schwindelerregender Höhe und verströmen eine fast schon magisch wirkende Atmosphäre zeitloser Schönheit. Es ist faszinierend, mit welcher Subtilität sich Stimmen und Blasinstrument umgarnen, aneinanderschmiegen, spiegeln, kontrastieren oder verschmelzen – ganz, wie es der jeweils gewünschten Stimmung gerade zuträglich ist. Und manchmal wird das Klangspektrum zusätzlich durch die von Friman gespielte Hardanger Fiddle um archaisch anmutende Töne erweitert.

Diese vier herausragenden Persönlichkeiten der an großen Könnern wahrlich nicht armen norwegischen Musikszene erscheinen – von einem gemeinsamen Gastauftritt auf Sinikka Langelands hervorragendem Album „The Magical Forest“ einmal abgesehen – erstmals auf einer gemeinsamen Produktion: einer Zusammenstellung aus mittelalterlicher und traditioneller Musik aus Island, Norwegen, Schweden und von den Orkney-Inseln, in der auch der Improvisation immer schon eine bedeutende Rolle zugekommen ist. Ihre Fähigkeiten in dieser Hinsicht verfeinerten die Damen ja schon durch Kooperationen mit Jazzern wie Trygve Seim, Tord Gustavsen, Nils Økland oder Mats Eilertsen. Neben sakralen, den Heiligen Sunniva aus Norwegen, Brigitta aus Schweden und Magnus von den Orkneys gewidmeten Hymnen, stehen auch Tvísöngurs, isländische Zwiegesänge, und die über Jahrhunderte hinweg mündlich überlieferten, balladenartigen Reimgedichte Rímur auf dem Programm. Die ursprünglich einstimmigen Lieder wurden von Friman mit viel Gespür für Feinheiten in mehrstimmige Arrangements verpackt, die der zauberhaft poetischen Spielweise Arve Henriksens einen fruchtbaren Boden bereiten. Besonders reizvoll erscheint der Gedanke, dass die von diesem kongenialen Quartett individuell interpretierten Gesänge und Improvisationen für uns nach längst vergangenen, entrückten Zeiten klingen, während sie auf die Schöpfer dieser unsterblichen Melodien möglicherweise absolut futuristisch gewirkt hätten.  

(ECM/www.lotusrecords.at)

Konzert-Tipp: Das Trio Mediaeval, allerdings ohne den Trompeter Arve Hendriken und mit dem Programm "Folk Songs", ist zweimal im Rahmen von "Musik in der Pforte" zu hören: 21.4., 20 Uhr Pförtnerhaus Feldkirch; 22.4. 17 Uhr Frauenmuseum Hittisau