Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Peter Füssl · 05. Apr 2017 · CD-Tipp

Laura Marling: Semper femina

„Semper Femina“ prangt schon seit Jahren als Tätowierung auf dem linken Oberschenkel von Laura Marling, die verkürzte Form von Vergils „Varium et mutabile semper femina“, also in etwa „Stets unbeständig und wechselhaft ist die Frau“. Auch in ihren Texten finden sich zahlreiche gelehrte Anspielungen, etwa auf die Psychoanalytikerin und Freud-Vertraute Lou Andreas-Salomé, die zur weiblichen Sexualität forschte, oder auf Gustav Courbets skandalträchtiges Monumentalwerk „L’Origine du monde“, dessen unverhüllter Blick auf das weibliche Geschlecht dereinst die Gemüter erhitzte.

Die erst 27-jährige Singer-Songwriterin, die bereits auf sechs exzellente Alben verweisen kann, setzt sich auf geistreiche und durchaus auch unkonventionelle Weise mit dem Frau-Sein auseinander, wenngleich sie ihre ursprüngliche Absicht, das Thema aus der Sicht des Mannes abzuhandeln, wegen Undurchführbarkeit verworfen hat. Die neun Songs bieten durchaus Nahrung für den Geist, vor allem aber sind sie ein Genuss für die Ohren. Bereits der rhythmisch raffinierte, mit hypnotischen Basslinien versehene Opener „Soothing“ zieht einen völlig in den Bann. Andere Stücke wecken Erinnerungen an die angejazzten Folkrock-Ikonen Pentangle oder setzen auf ausgefeilte Streicherarrangements. Marling wechselt Erzählperspektiven und Stimmungen - simples Fingerpicking hat hier ebenso Platz und Bedeutung wie musikalisch Elaboriertes. Joni Mitchell, Nick Drake oder Leonhard Cohen kommen einem als Referenzgrößen in den Sinn, wenngleich es außer Zweifel steht, dass Laura Marling auf ihrer komplizierten Identitätssuche völlig authentisch stets ihr eigenes Ding durchzieht. Das wird im rockgitarre-infizierten, mit Vogelzwitschern endenden Finale „Nothing, Not Nearly“ nochmals besonders deutlich.

(More Alarming Records)