Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Peter Füssl · 08. Mär 2017 · CD-Tipp

Tinariwen: Elwan

Auf dem siebten Studioalbum seit den 2001 erschienenen „The Radio Tisdas Sessions“, die den internationalen Kultstatus der seit bald vierzig Jahren bestehenden Tuareg-Band begründete, erfinden sich Tinariwen natürlich nicht neu. Denn ihre Musik, in der sich traditionelle Wüstensounds auf höchst organische Weise mit zeitgenössischem Gitarrenrock verbinden, ist kein aufgesetzter Worldmusic-Marketing-Gag, sondern Teil ihrer Identität und ihrer Wurzeln, die sie kriegs – und dauerkrisenbedingt verloren haben.

„Elwan“ heißt „Elefanten“: „Diese Elefanten symbolisieren die großen Plagen unseres Volkes – Großkonzerne, Terroristen, radikale Islamisten, korrupte Regierungen. Die Tuaregs kämpfen schon seit den 1960-er Jahren und 2016 waren es noch dieselben Themen, oder sogar noch schlimmer. Aber wir werden weiterkämpfen auf der Suche nach Frieden und Menschlichkeit. Wir werden uns immer und immer wieder erheben“, gibt sich Bassist Eyadou Ag Leche kämpferisch - zwischendurch hatten die Musiker in den 1990-er Jahren ja auch selber zu den Waffen gegriffen. Die dreizehn neuen Titel wurden von den Stammmusikern des mittlerweile rund 30-köpfigen Musikerkollektives im Exil in Kalifornien, Frankreich und Marokko aufgenommen, mit illustren Gästen wie Kurt Vile, Matt Sweeney, Alain Johannes oder Mark Lanegan, der mit einem kurzen vokalen Beitrag überrascht. Die von Djembe-Grooves und Handclaps vorangetriebenen engverzahnten, bluesinfiltrierten Gitarrenlinien und die rauen, archaisch wirkenden Gesänge entfalten unweigerlich ihren meditativen, ja fast schon hypnotisierend wirkenden Charakter. Man erahnt, dass sie von unaufhörlicher Wanderschaft und von Sehnsuchtsorten singen, auch wenn man ihre Sprache Tamaschek nicht versteht, und man lässt sich vom faszinierenden Wüsten-Blues der Tinariwen gerne in die grenzenlosen Weiten der Sahara entführen.

(Pias)