Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Peter Füssl · 13. Apr 2011 · CD-Tipp

The Low Anthem: Smart Flesh

Ben Knox Miller, Jeff Prystowsky, Jocie Adams und Mat Davidson singen und sie spielen Spinett, Klarinette, Kontrabass, Akustikgitarre, Trompete, Harmonium, Schlagzeug, Steeleguitar, Harmonika, E-Gitarre, Maultrommel, Flügelhorn, Posaune, E-Bass, Violine, Cello, Banjo, Singende Säge, Glockenspiel, Geige und Melodeon und sie taten das in der 4000m² großen Produktionshalle einer verlassenen Nudelsoßen-Fabrik in Rhode Island.

Das hatte den Vorteil, dass sie Mikrofone auch in dreißig und in sechzig Metern Entfernung zur Band aufbauen konnten, was ihnen diesen eigenartig verhallten Sound ermöglichte, der „Smart Flesh“, ihr drittes Album, durchgehend prägt. Mit wenigen Ausnahmen, etwa dem entfernt an Springsteen erinnernden, rockigen „Boeing 737“, sind es melancholische Kompositionen, irgendwo im Niemandsland zwischen Folk, Country und Singer-Songwriting angesiedelt. Traurige Americana-Balladen, deren Reiz sich aus der abwechslungsreichen Instrumentierung und den ansprechenden Stimmen von Miller und Adams ergibt. Das Songwriting ist zwar durchaus traditionell angelegt, aber immer wieder gibt es in diesem Zusammenhang auch Verblüffendes zu hören, etwa ein beinahe vier Minuten langes Klarinettentrio. Ein eigenartig mystisches Klangkunstwerk hat das Quartett aus Providence, Rhode Island da vorgelegt, das sich völlig anders anhört als das vor zwei Jahren umjubelte Vorgänger-Album „Oh My God, Charlie Darwin“. Aber genau an der Verweigerung, sich aus verkaufsstrategischen Überlegungen heraus permanent selbst zu wiederholen, erkennt man ja die guten Bands.
(Bella Union/Vertrieb: Universal)